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Papst Franziskus während seiner wöchentlichen Generalaudienz.
© dpa

Generalaudienz in Rom: Danke, Papst Franziskus!

Papst Franziskus hat in seiner wöchentlichen Generalaudienz gute Manieren in den Familien gefordert - mit einfachen Worten, die manchmal schwer umzusetzen sind. Damit berührt er Herzen. Wieder einmal. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wie sagt der Papst? Drei Wörter sind die Schlüsselwörter für eine glückliche Familie: „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“. Sie ebneten den Weg, erklärte Franziskus jetzt auf dem Petersplatz bei seiner wöchentlichen Generalaudienz. Einfach auszusprechen, schwer zu praktizieren. Und entscheidend sei, dass nach einem Streit am Ende des Tages immer wieder Frieden geschlossen werde.

Der Papst! Schon wieder! Er sagt, wie weiland Luther, Lebeworte. Will sagen: Er sagt, was die Menschen denken, was sie berührt. Und er berührt im Herzen. So einfach, so wahr. Und seine Worte taugen als Handlungsanleitung!

Wer hat es nicht schon erlebt: Ein Streit, der nicht enden will, beide verhaken sich, kommen nicht heraus aus dem Labyrinth der Gefühle. Und dann sagt einer: Entschuldigung. Vielleicht auch noch einmal. Und die dicke Luft löst sich auf. Um wie viel leichter ist es einem ums Herz. Und um wie viel leichter schläft man ein. Das sagen einem doch die wirklichen weisen alten Leute: Geh nie unversöhnt zu Bett. Der Papst zählt zu denen.

Seine Weisheit besteht auch darin, ungewöhnliche Dinge mit gewöhnlichen Worten zu sagen. Nicht gestelzt und geschraubt zu reden, um mehr herzumachen. Nicht intellektuell zu tun, sondern sich so zu verhalten: Nur der wahre Intellektuelle, der den Dingen auf den Grund geht, weiß, wie er sie sagen muss, damit sie jeder versteht. Sagt dem Sinn nach einer wie Schopenhauer, und der war ein gelehrter Philosoph.

Nicht alles, was er sagt, ist unfehlbar

Der Papst: eine Identifikationsfigur für Hunderte Millionen Menschen auf der Welt. Nicht alles, was er sagt, ist unfehlbar. Aber das sagt er auch nicht. Dazu ist er zu lebensklug. Er spricht die Menschen an, wie sie angesprochen werden müssen, um die Bindung zur Kirche nicht zu verlieren oder eine neue aufzubauen. Auf ihn, einen solchen Fels, kann die Kirche bauen. Und nicht nur seine. Auch evangelische Christen, zum Beispiel, werden doch von ihm angesprochen; so wie sie bei anderen Päpsten aus ihrer Kirche austraten, weil sie das, was die sagten, nicht tragen mochten. Und dies, obwohl der Protestantismus durchaus eine eigene Kirche ist. Aber das ist ein ewiger Streit, einer, der nicht über Nacht versöhnt werden kann.

Ein Papst, Johannes XXIII., der große Sozialpapst, war es, der sich morgens immer sagte: „Nimm’ dich nicht so wichtig.“ Wir können uns dies sagen – und jeden Morgen noch dazu fragen: Wofür kann ich heute dankbar sein? Selbst in düsteren Stunden findet sich etwas, für das man dankbar sein kann. Eine gute Übung, auch eine zur Vorbereitung auf den Abend, an dem jeder doch friedlich zur Ruhe gehen will.

Darum ein Danke an den Papst, dass er uns mahnt; die Bitte, dass wir es alle versuchen; und Entschuldigung, wenn hier nicht jedes Wort so klug war, wie es gut gemeint ist.

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