zum Hauptinhalt
Dass viele ältere Menschen schon geimpft sind, hat bereits Auswirkungen auf die Neuinfektionen.
© dpa/Matthias Bein

Erste Erfolge der deutschen Impfkampagne?: Corona-Zahlen sinken bei Älteren überdurchschnittlich stark

In Deutschland sind inzwischen mehr als 8 Millionen Impfdosen verabreicht worden. Sie scheinen einen ersten Effekt zu haben, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Trotz des recht holprigen und viel kritisierten Impfstarts geben aktuelle Corona-Zahlen Anlass zur Hoffnung. Zwar sind erst etwas mehr als drei Prozent der Deutschen durchgeimpft, aber die insgesamt mehr als 8 Millionen verabreichten Impfdosen, scheinen erste Effekte in der Statistik zu zeigen. Und das bei denen, die am gefährdetsten durch das Virus sind: Den Älteren.

Während sich Ende vergangenen Jahres täglich über 200 von 100.000 Menschen über 80 mit dem Coronavirus infizierten, sind es Anfang März weniger als 50. Weil diese Gruppe am häufigsten von schweren Covid-19-Verläufen betroffen ist, werden sie zuerst gegen Corona geimpft.

Der Effekt zeigt sich auch bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Hier ging es in der Gruppe der Über-80-Jährigen von einem Wert von 373 in der Kalenderwoche 51 auf eine Sieben-Tage-Inzidenz von 54 in der Kalenderwoche neun dieses Jahres. Inzwischen gehören die Älteren nicht mehr zur am stärksten betroffenen Altersgruppe.

In Absoluten Zahlen bedeutet das im Wochenvergleich: Gab es in der Kalenderwoche 51 des vergangenen Jahres noch insgesamt 21.207 Neu-Infektionen bei den Über-80-Jährigen, waren es in der Kalenderwoche 9 in diesem Jahr nur noch knapp 3100 Fälle. Das bedeutet einen überproportional starken Rückgang um rund 85 Prozent bei den Infektionen.

Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen fielen die Zahlen in diesem Zeitraum „nur“ um 70 Prozent, bei den 35- 59-Jährigen betrug der Rückgang weniger als 70 Prozent.

Wie stark der Rückgang konkret auf den Impfeffekt zurückgeführt werden kann, bleibt dabei vorerst unklar. Die Impfungen hätten zwar eine Wirkung, diese sei jedoch nicht quantifizierbar, sagte eine Sprecherin des RKI dem Tagesspiegel.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Denn immer noch nicht sind alle Über-80-Jährigen im Land geimpft. In Berlin zum Beispiel haben mehr als 75 Prozent in dieser Altersgruppe eine Spritze bekommen oder haben einen Termin. Andere Bundesländer wie Sachsen-Anhalt sind weiter hinterher. Da hatten in der zweiten Februarhälfte nur rund 15 Prozent der Alten eine Spritze bekommen.

Und: Die Impfungen verhindern nicht jede Infektion (zwei von drei, schätzen britische Forscher); sondern schützen zuallererst vor schweren Krankheitsverläufen.

Aber noch eine weitere Zahl macht Hoffnung: Starben in der letzten Woche des Jahres 2020 noch rund 4000 Über-80-Jährige an oder mit einer Corona-Infektion, waren es Mitte Februar 1500; neuere, gesicherte Daten hat das RKI noch nicht veröffentlicht. Doch klar ist: Die Zahlen gehen weiter stark zurück. Zuletzt starben im Sieben-Tage-Mittel 223 Menschen am Virus (alle Corona-Zahlen im Überblick finden Sie hier).

Laut RKI sind rund 89 Prozent der Personen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben sind, zum Zeitpunkt ihres Todes älter als 69 Jahre alt gewesen. Den höchsten Anteil an allen Todesfällen seit Beginn der Pandemie gibt es mit 46,7 Prozent in der Altersgruppe von 80 bis 89 Jahren. Der Anteil der Todesfälle in der Altersspanne von 0 bis 49 Jahren beträgt lediglich 0,8 Prozent.

Eine Wirkung zeigen die Impfkampagnen schon länger in Ländern, die viel impfen. In Großbritannien haben inzwischen mehr als 20 Millionen der 66 Millionen Einwohner mindestens eine Impfdosis zum Schutz vor Covid-19 erhalten. 

Schon Anfang Januar waren die ersten britischen Hochbetagten immunisiert. Mitte Januar begann die Kurve bei den Hospitalisierungen zu sinken.

Zahl der schweren Fälle in Israel nimmt zügig ab

Noch eindrücklicher belegen die Corona-Todeszahlen aus Israel den Einfluss der Impfkampagne. Seit Beginn der Impfkampagne vor fast einem Vierteljahr haben mehr als fünf Millionen Israelis eine Erstimpfung und fast vier Millionen eine Zweitimpfung erhalten. Ende Januar erhielten die ersten Menschen ihre Zweitimpfung, damals lag die Anzahl der Todesfälle pro Tag laut offiziellen Daten des israelischen Gesundheitsministeriums bei rund 80. Zuletzt waren es noch rund 20.

Wie in Großbritannien nahm die Zahl der schweren Erkrankungen, die vom israelischen Gesundheitsministerium veröffentlicht wird, ab zwei Wochen nach den ersten Zweitimpfungen ab. Nachdem die Zahl der schwer an Covid erkrankten Patienten Ende Januar noch bei rund 1200 lag, fiel die Zahl am 12. Februar unter 1000. Am Mittwoch wurden 699 schwer erkrankte Patienten gemeldet.

Aktuell sind die Corona-Zahlen in Deutschland wieder leicht steigend. Nach Angaben des RKI haben die Gesundheitsämter am Mittwoch in Deutschland innerhalb eines Tages 14.356 neue Ansteckungsfälle registriert. Das waren 2444 mehr als vergangenen Mittwoch. RKI-Chef Lothar Wieler warnte deshalb: "Die dritte Welle hat schon begonnen." Das Impfen ist endgültig zu einem Wettlauf gegen das Virus geworden.

Zur Startseite