Frankreich: Sarkozy zu Vorsitzendem seiner Partei UMP gewählt
Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy steht wieder an der Spitze seiner konservativen Partei UMP. Und bei der Wahl 2017 will er voraussichtlich noch mal höher hinaus.
Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy kehrt an die Spitze seiner konservativen Partei UMP zurück - und nimmt damit Kurs auf die Präsidentschaftswahlen 2017. Die Parteimitglieder wählten den 59-Jährigen am Samstag mit einer Mehrheit von 64,5 Prozent zu ihrem Vorsitzenden, wie die UMP am Abend mitteilte. Sarkozy hofft, in zweieinhalb Jahren als Kandidat der Konservativen den Elysée-Palast von den regierenden Sozialisten zurückzuerobern.
Das Ergebnis bei der Wahl zum UMP-Vorsitzenden ist deutlich, aber kein Triumph für Sarkozy: 2004 war er mit 85 Prozent erstmals zum Parteichef gewählt worden. Sein Umfeld hatte für die diesjährige Wahl ursprünglich auf eine Mehrheit von über 80 Prozent gesetzt, zuletzt dann auf eine Mehrheit von mehr als 70 Prozent. Seit seinem politischen Comeback Mitte September machte Sarkozy in den Augen vieler Beobachter oft keine gute Figur. Er sorgte etwa mit umstrittenen Äußerungen zu einer Abschaffung der Homo-Ehe für Wirbel.
Sarkozy will die UMP "von Grund auf" umbauen
Sarkozy sprach am Samstagabend auf seiner Facebook-Seite dennoch von einem "Neustart" für seine von Affären und Machtkämpfen geschwächte Partei. "Es ist die Zeit gekommen zu handeln", erklärte der 59-Jährige. Sarkozy hatte angekündigt, die UMP "von Grund auf" umzubauen, auch ihren Namen ändern zu wollen.
Neben Sarkozy hatten der frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire und der Abgeordnete Hervé Mariton für die Parteispitze zur Wahl gestanden, sie galten von Anfang als als chancenlos gegen den Ex-Staatschef. Der 45-jährige Le Maire kam mit rund 29 Prozent der Stimmen aber auf ein überraschend gutes Ergebnis. Mariton erzielte etwas über sechs Prozent. Zur online abgehaltenen Wahl waren rund 268.000 UMP-Mitglieder aufgerufen.
Sarkozy stand schon zwischen 2004 und 2007 an der Spitze der UMP. Als Parteichef wurde er Kandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahl 2007, die er gewann. 2012 unterlag er seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande - und sucht nun die Revanche 2017.
Vor einer Präsidentschaftskandidatur braucht es eine Vorwahl
Sarkozy wird sich für eine Präsidentschaftskandidatur aber einer Vorwahl bei den Konservativen stellen müssen, die für 2016 vorgesehen ist. Als sein schärfster innerparteilicher Konkurrent gilt der Bürgermeister von Bordeaux und frühere Premierminister Alain Juppé, mit dem er sich seit Wochen Grabenkämpfe liefert. Juppé ist der beliebteste Politiker Frankreichs und kann eher als Sarkozy Wähler der politischen Mitte für sich gewinnen.
Am Samstagabend gratulierte der Ex-Premier Sarkozy "sehr freundschaftlich" zu seinem Wahlsieg. Sarkozy müsse jetzt der Partei "den Schwung geben, den sie erwartet". Zugleich betonte Juppé, es sei an der Zeit "zu besänftigen und zusammenzuführen". Der frühere konservative Regierungschef François Fillon, ebenfalls ein erbitterter Sarkozy-Konkurrent, erklärte, er werde sich nicht "unterwerfen" und seine Überzeugen verteidigen.
Die Affäre um illegale Wahlkampffinanzierung könnte Sarkozy noch gefährlich werden
Die Ex-Premiers Juppé, Fillon und Jean-Pierre Raffarin hatte in den vergangenen Monaten die UMP übergangsweise geführt, nachdem der Parteivorsitzende Jean-François Copé im Mai wegen der sogenannten Bygmalion-Affäre zurückgetreten war. Die Affäre dreht sich um Vorwürfe einer illegalen Finanzierung von Sarkozys Wahlkampf 2012. Sie könnte auch dem Ex-Staatschef selbst noch gefährlich werden, ebenso wie mehrere weitere Affären. (AFP)