Venezuela trauert: "Comandante" Chávez ist tot
Venezuelas Staatspräsident Hugo Chávez hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Er starb im Alter von 58 Jahren. Die Chavistas sind bestürzt, und das Land steuert auf Neuwahlen zu.
Binnen kürzester Zeit wird das Krankenhaus in Caracas, in dem Venezuelas Präsident Hugo Chávez den Kampf gegen den Krebs verloren hat, zum Wallfahrtsort für seine trauernden Anhänger. Hunderte Menschen versammeln sich am Dienstag nach der Nachricht vom Tod des Staatschefs vor der Klinik, weinen gemeinsam, rufen in Sprechchören: „Wir alle sind Chávez!“ Auf Schildern und Bannern kündigen die „Chávistas“ an: „Chávez und die Revolution, der Kampf geht weiter!" "Wir glauben, dass der Vater unseres Vaterlandes und vieler Nationen nur körperlich von uns gegangen ist“, sagt Francis Izquierdo, ein 40-jähriger Angestellter der Stadtverwaltung. Ihm stehen Tränen in den Augen. „Der Comandante bleibt in unseren Herzen, und wir müssen mit dem Bau des Vaterlandes weitermachen.“ Der „tiefste Wunsch“ von Chávez sei schließlich gewesen, dass das Volk die Revolution fortführe.
Sieben Tage Staatstrauer hat die venezolanische Regierung angeordnet, um dem Mann die letzte Ehre zu erweisen, der den lateinamerikanischen Staat seit seinem Amtsantritt 1999 mit dem „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ grundlegend verändern wollte. Chávez hinterließ dabei ein gespaltenes Land: Vor allem bei der ärmeren Bevölkerung kam seine Umverteilungspolitik an, Kritiker warfen dem linkspopulistischen Staatschef autokratische Züge vor.
Der 58-jährige Chávez erlag gestern seinem schweren Krebsleiden. Die Todesnachricht wurde von Vize-Präsident Nicolás Maduro in einer Rundfunkansprache verkündet. Der „Comandante“ war erst am 18. Februar nach über zwei Monaten Behandlung aus Kuba nach Caracas zurückgekehrt. Am Montag hatte sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert, nachdem erneut eine schwere Atemweginfektion aufgetreten war.
Maduro rief seine Landsleute zur Besonnenheit auf. „Im immensen Schmerz dieser historischen Tragödie, die unser Vaterland berührt, rufen wir alle Landsleute auf, Wächter des Friedens, der Liebe, des Respekts und der Ruhe in diesem Vaterland zu sein“, sagte der Vize-Präsident. Zugleich teilte er mit, dass Armee und Polizei im Sondereinsatz seien, um das Volk zu schützen und den Frieden zu garantieren. Das Nachrichtenportal „Noticias24“ titelte: „Hugo Chávez, der Christus der Armen in Lateinamerika, ist tot.“ Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Agencia Venezolana de Noticias trat der Tod um 16.47 Uhr am Dienstag ein. Maduro nannte als Sterbezeitpunkt 16.25 Uhr. Chávez war in Havanna am 11. Dezember zum vierten Mal seit Juni 2011 wegen seiner Krebserkrankung operiert worden. Nach seinem Tod steht Venezuela vor Neuwahlen. Chávez hatte schon Ende vorigen Jahres Maduro als seinen Wunschnachfolger präsentiert.
Nach Artikel 233 der venezolanischen Verfassung müssen binnen 30 Tagen Neuwahlen ausgerufen werden. Bis dahin müsste Parlamentspräsident Diosdado Cabello die Amtsgeschäfte übernehmen. Es gilt als sicher, dass Maduro als Kandidat antritt. Welchen Kandidaten die Opposition aufstellt, ist noch nicht sicher. Möglicherweise wird Henrique Capriles Radonski (40) einen neuen Anlauf unternehmen. Der Gouverneur von Miranda war Chávez im Oktober 2012 unterlegen.
Trotz der langen schweren Krankheit und der Komplikationen nach der letzten Operation hatten die Chavistas bis zuletzt gehofft, dass der „Primer Mandatario“ wieder die Führung im Land übernimmt. Er selbst hatte nach seiner Rückkehr am 18. Februar noch in seinem Twitter-Konto geschrieben: „Wir sind in der venezolanischen Heimat zurück. Danke, mein Gott! Danke, geliebtes Volk!“ und dann hinzugefügt: „Hasta la victoria siempre“ (Immer bis zum Sieg), „Wir werden leben und siegen!“
Chávez war am 7. Oktober 2012 mit klarer Mehrheit von über 55 Prozent der Stimmen bis 2019 im Amt bestätigt worden. Auch die Opposition erkannte den Sieg rückhaltlos an. Allerdings hatte Chávez am 10. Januar 2013 sein Amt schon nicht mehr antreten können, weil er in Havanna ans Krankenbett gefesselt war. Sein Vize und Vertrauter Maduro führte seit Wochen die Amtsgeschäfte. Er pendelte zwischen Caracas und Havanna und ließ unzählige Bulletins über den Gesundheitszustand verbreiten.
Die letzten offiziellen Bilder des Staatschefs stammen vom 15. Februar und zeigen Chávez auf dem Krankenbett liegend mit seinen ältesten Töchtern Rosa Virginia und María Gabriela. (dpa)
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