US-Richterkandidat Brett Kavanaugh: Christine Blasey Ford will am Donnerstag aussagen
Brett Kavanaugh will Oberster US-Richter werden. Aber er soll versucht haben, eine Mitschülerin zu vergewaltigen. An diesem Donnerstag spricht das mutmaßliche Opfer.
Zwei Menschen wissen die Wahrheit, widersprechen einander aber heftig. Sie, das ist die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford, er, das ist der Kandidat für das Oberste Gericht der USA, Brett Kavanaugh. Blasey Ford wirft Kavanaugh versuchte Vergewaltigung während einer Schulfeier vor 36 Jahren vor. Kavanaugh bestreitet das und spricht von einer „Schmutzkampagne“. Sollte dessen Nominierung trotzdem an diesem Freitag vom Justizausschuss des US-Senats bestätigt werden, werden Donald Trump und Amerikas Konservative jubeln. Das letzte Wort hat dann das Plenum des Senats, in dem die Republikaner eine hauchdünne Mehrheit haben. Entscheidungen des Obersten Gerichts prägen die amerikanische Gesellschaft. Es geht um viel.
Eine Vorentscheidung dürfte an diesem Donnerstag fallen. Blasey Ford und Kavanaugh werden vor dem Justizausschuss, dem 21 Senatoren angehören, aussagen. Sie werden befragt, müssen Details schildern, die Anhörung ist öffentlich, alle 45 Minuten wird pausiert. Wer wirkt glaubwürdiger? Welche Version klingt stimmiger? Eine ganze Nation wird sich ein Urteil, das nicht auf Beweisen fußt, sondern auf Aussagen, über ein mögliches Verbrechen bilden. Wäre der Anlass nicht so erschütternd wie empörend, ließe sich von einem spannenden, ja dramatischen Spektakel sprechen.
Parteiloyalität kann sich schnell rächen
Blasey Ford steht unter Personenschutz, weil sie Morddrohungen erhält. Begleitet wird sie von zwei Anwälten, die auch die Modalitäten der Anhörung ausgehandelt hatten. Die Republikaner wiederum haben Rachel Mitchell, eine Staatsanwältin aus Arizona, gebeten, die Befragung des mutmaßlichen Opfers zu übernehmen. Mitchell befasst sich seit vielen Jahren mit Sexualdelikten, gilt als Expertin auf diesem Gebiet. Warum eine externe Frau die Befragung übernehmen soll, ist klar: Alle elf republikanischen Mitglieder des Justizausschusses sind Männer, die selbst nicht in den Verdacht geraten wollen, etwa durch zu aggressive Verhörmethoden frauenfeindlich zu wirken.
Wer hält zu wem? Parteiloyalität kann sich schnell rächen, wenn das Pendel der Öffentlichkeit in die jeweils andere Richtung ausschlägt. Es gibt eine kleine Gruppe konservativer Demokraten, die eine Nominierung Kavanaughs (noch) nicht ausschließen. Eine kleine Gruppe moderater Republikaner wiederum knüpft ihr Votum ausdrücklich an den Verlauf der Anhörung.
Als erster Prominenter in der #MeToo-Ära wurde am Dienstag der Schauspieler Bill Cosby wegen sexueller Nötigung zu einer mindestens dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Botschaft war deutlich und dürfte bis in den Kongress vorgedrungen sein: Verbrechen werden geahndet.