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Afrika zu Gast bei China: Zum Gipfel in Peking hat Chinas Staatspräsident Xi Jinping mehr als 50 Staats- und Regierungschefs aus Afrika willkommen geheißen.
© Lintao Zhang/Pool/REUTERS

China-Afrika-Gipfel: Chinesischer Systemexport

Der China-Afrika-Gipfel in Peking zeigt, dass Europa auf dem schwarzen Kontinent den Anschluss zu verlieren droht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Til Knipper

Plötzlich wollen alle nach Afrika, die Märkte des Kontinents für die eigene Wirtschaft erobern, vielleicht auch Entwicklungshilfe leisten oder zumindest den Strom der Migration abbremsen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vergangene Woche den Senegal, Ghana und Nigeria mit einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation besucht. Die britische Ministerpräsidentin Theresa May machte Südafrika, Nigeria und Kenia ihre Aufwartung. Anschließend verkündigte May, sie wolle, das Großbritannien bis 2022 der wichtigste Investor in Afrika aus dem Kreis der sieben führenden Industrienationen werde. Mays Ankündigung klingt allerdings eher nach einem verzweifelten Post-Brexit-Pfeifen im Walde.

Die Gefahr ist groß, dass es zu spät ist. Womöglich hat Europa wirtschaftlich und geostrategisch in Afrika den Anschluss bereits verloren. Wo in Bezug auf Afrika die Musik spielt, kann man seit Montag in Peking beobachten. Rund 50 afrikanische Staatschefs sind zum China-Afrika-Gipfel angereist. Gleich zu Beginn hat Gastgeber Xi Jinping, Chinas Staatspräsident, Investitionen in Höhe von mehr als 50 Milliarden Euro für die Entwicklung in Afrika in den kommenden drei Jahren angekündigt.

Die Zuwächse im Handel zwischen China und Afrika sind ohnehin beeindruckend: Nach Angaben der Welthandels- und Entwicklungskonferenz UNCTAD lag das Handelsvolumen im Jahr 2000 gerade mal bei 10 Milliarden US-Dollar. In nur 17 Jahren hat es sich verzwanzigfacht – zuletzt lag es bei fast 200 Milliarden.

Der Ideologietransfer ist in vollem Gange

Währenddessen stagniert Afrikas Handel mit Europa und den Vereinigten Staaten seit Jahren. Und die chinesischen Unternehmen haben einen weiteren gewichtigen Vorteil gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern: Sie engagieren sich in Afrika entweder mit massiver staatlicher Unterstützung oder es handelt sich gleich um staatseigene Betriebe der Volksrepublik. Auf diese Weise können sie ihre strategischen Interessen langfristiger, aber auch aggressiver verfolgen, weil sie anders als die westlichen Unternehmen nicht unter so hohem Druck stehen, dass sich die Investitionen möglichst bald rechnen müssen.

Den Chinesen geht es in Afrika aber längst um weit mehr als wirtschaftlichen Einfluss. Auch deswegen will Peking Teile Afrikas an sein Billionenprojekt „Neue Seidenstraße“ anschließen, um im Gegenzug, entgegen aller öffentlichen Beteuerungen, massiven politischen Einfluss zu verlangen. Erst im vergangenen Jahr hat China mit der Eröffnung einer Militärbasis in Dschibuti am Horn von Afrika seinen ersten Stützpunkt im Ausland seit Ende des Koreakrieges eröffnet.

Und auch der Ideologietransfer ist im vollen Gange: Dank zehntausender Stipendien hat die Zahl afrikanischer Studenten in China vor zwei Jahren erstmals die Zahl der Afrikaner überstiegen hat, die in Großbritannien oder den USA studieren. Auf diese Weise exportiert Peking sein politisches Kadersystem weiter in die Welt, von afrikanischen Autokraten begrüßt, auch weil die Chinesen anders als der Westen nie auf die Einhaltung von Menschenrechten pochen, frei nach dem Motto: So wenig Demokratie wie nötig, so viel Staatskapitalismus wie möglich.

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