Erster Besuch in Nordkorea: Chinas Präsident Xi Jinping und Kim Jong Un nehmen Gespräche auf
Zum ersten Mal reist Chinas Präsident Xi Jinping nach Nordkorea. Der Besuch weckt die Hoffnung, dass wieder Bewegung in die Atom-Verhandlungen kommt.
Erstmals seit 14 Jahren besucht ein chinesischer Präsident wieder Nordkorea. Präsident Xi Jinping traf am Donnerstag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Pjöngjang ein, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Zum Auftakt des Besuchs kam er mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu Gesprächen zusammen. Angaben zu den Inhalten des Treffens gab es zunächst nicht. Der Besuch weckt in der Region auch die Hoffnung, Xi könnte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zur Wiederaufnahme der derzeit festgefahrenen Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm überreden.
Xi reist den Berichten zufolge mit seiner Frau Peng Liyuan und einer Delegation von hochrangigen Funktionären der Kommunistischen Partei und Regierungsmitgliedern, darunter auch Außenminister Wang Yi. Es ist die erste Visite Xis in das abgeschottete Nachbarland, nachdem Kim bereits viermal China besucht hatte. Beide Länder feiern in diesem Jahr den 70. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Der Besuch dürfte indes vor allem symbolischer Natur sein. Eine gemeinsame Erklärung zum Abschluss der Gespräche wird nicht erwartet. Die Medienberichterstattung über Xis Staatsbesuch ist sehr stark eingeschränkt: Ausländischen Journalisten in Pjöngjang wurde mitgeteilt, sie könnten nicht über den Besuch berichten. Journalisten ausländischer Medien, die zunächst eingeladen worden waren, erhielten letztlich kein Visum.
In ganz Pjöngjang hingen am Donnerstag China-Flaggen. Bewohner standen an den Straßen, um den chinesischen Präsidenten zu begrüßen. Wie Xinhua berichtete, empfing Kim seinen Gast bereits am Flughafen. In der Hauptstadt Pjöngjang begrüßten Hunderttausende Menschen mit Fahnen und Blumen die chinesische Delegation. „Lang lebe die Freundschaft zwischen China und der Demokratischen Volksrepublik Korea“, sangen die Menschen laut Xinhua.
Derzeit bemühen sich die USA und Südkorea darum, die Führung in Pjöngjang zu den Atomgesprächen zurückzubringen. Das zweite Gipfeltreffen zwischen Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump war Ende Februar in Vietnam gescheitert. Beide Seiten konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen.
Kim braucht Rückendeckung für Verhandlungen mit den USA
China ist der engste Verbündete Pjöngjangs und ein wichtiger Akteur bei den Bemühungen um eine Lösung des Atomstreits. Kommentatoren in Südkorea vermuten, dass sich Kim mit der chinesischen Führung auch über seine Strategie in dem Konflikt abstimmen und Rückendeckung für die Verhandlungen mit den USA bekommen wolle. Nordkorea fordert unter anderem eine Lockerung der internationalen Sanktionen, die auf UN-Ebene auch von Peking unterstützt werden.
Am Dienstag blockierte China zusammen mit Russland eine US-Initiative, die einen Exportstopp von Erdöl an Nordkorea vorsieht. Die Regierung in Washington wirft den Machthabern in Pjöngjang vor, die von der UNO verhängte Höchstmenge für 2019 bereits überschritten zu haben. Russland und China verlangten mehr Zeit, um den Antrag zu überprüfen, der von 25 Staaten unterstützt wurde, darunter Japan, Frankreich und Deutschland.
Nächste Gespräche bei G20-Gipfel erwartet
Die Reise des chinesischen Staatschefs nach Nordkorea erfolgt kurz vor dem G20-Gipfel in Japan Ende des Monats. Dort wollen Xi Jinping und Trump auch zusammenkommen, um über den Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften zu reden. Es wird erwartet, dass auch Nordkorea ein Thema sein wird.
Trump will bei dieser Gelegenheit auch den russischen Staatschef Wladimir Putin treffen. Das kündigte er am Mittwoch in einem Interview des US-Senders Fox News an. Beim vorherigen Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer Ende 2018 in Argentinien hatte Trump ein Treffen mit Putin wegen Differenzen im Ukraine-Konflikt kurzfristig platzen lassen. Hintergrund war, dass Russland festgesetzte ukrainische Seeleute nicht freigelassen hatte.
Derzeit gibt es Spekulationen in Südkorea, dass Kim und Trump bald wieder zu einem Gipfeltreffen zusammenkommen könnten. Trump hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, er habe einen weiteren „schönen Brief“ von Kim erhalten. Auf die Frage nach einem möglichen weiteren persönlichen Treffen mit Kim sagte er, es könnte dazu kommen. Konkreter wurde er nicht. Trump wird nach dem G20-Gipfel nach Südkorea weiterreisen. (dpa, AFP, Reuters)