Ursprung des Coronavirus in Labor in Wuhan?: China weist Vorwürfe der USA als „Bluff“ zurück
Ein Geheimdienstpapier legt nahe, das Coronavirus stamme aus einem Labor in Wuhan. China wehrt sich. Auch Wissenschaftler halten das für unwahrscheinlich.
Ein Leitartikel in Chinas staatlicher Zeitung „Global Times“ verurteilt die Vorwürfe der USA, das neuartige Coronavirus stamme aus einem Labor in Wuhan. „Die Trump-Regierung führt weiterhin einen beispiellosen Propagandakrieg, während sie versucht, die weltweiten Bemühungen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu behindern“, heißt es in dem Leitartikel am Montag.
US-Außenminister Pompeo habe keine Beweise dafür, dass das Virus seinen Ursprung in dem Labor in Wuhan habe, er „bluffe“. Die Vereinigten Staaten werden in dem Artikel aufgefordert, entsprechende Beweise offen zu legen.
Die Tageszeitung unter der Schirmherrschaft der Kommunistischen Partei Chinas reagierte damit auf ein ein Interview von Pompeo vom Sonntag, in dem dieser erklärte, es gebe eine Menge Hinweise darauf, das Coronavirus sei aus einem chinesischen Labor in der Hauptstadt der Provinz Hubei. Die besten Experten würden glauben, der Erreger sei menschengemacht, so Pompeo in dem Interview.
Die internationale Kritik an Chinas Umgang mit der Pandemie ist gewachsen. In einem westlichen Geheimdienstpapier wird Peking scharf für den Umgang mit der Epidemie gerügt. Das Dossier der „Five Eyes“ genannten Geheimdienstallianz der USA, Großbritanniens, Australiens, Kanadas und Neuseelands fasst die Vorwürfe und Verdächtigungen zusammen, wie die australische Zeitung „Saturday Telegraph“ am Wochenende berichtete.
Demnach dokumentiert das Dossier die Vertuschung chinesischer Behörden und weist auf riskante Forschungsarbeiten in einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan hin, wo das neue Coronavirus im Dezember erstmals aufgetaucht war.
Das 15-seitige Dokument der „Five Eyes“ demonstriert die Stoßrichtung der laufenden Ermittlungen der Nachrichtendienste. Es erwähnt nach Angaben der Zeitung aber auch ihre Differenzen bezüglich des Verdachts, dass das Virus wirklich aus dem Institut für Virologie in Wuhan stammen könnte.
Trump sieht Hinweise, dass Coronavirus aus Labor aus Wuhan stammt
US-Präsident Donald Trump hatte die Spekulationen darüber angefacht. Nach eigenen Angaben hat Trump Hinweise darauf, dass die Pandemie ihren Ursprung in jenem Forschungslabor in Wuhan genommen haben könnte. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Informationen darüber habe, die ihm ein hohes Maß an Gewissheit in dieser Hinsicht gäben, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus gleich zwei Mal: „Ja, habe ich.“
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Auch Pompeo sagte am Sonntag dem US-Sender ABC, es gebe „signifikante“ Belege, dass die Krise in jenem Labor ihren Anfang genommen habe. Auf Nachfrage sagte er, er dürfe sich zu Details nicht äußern. Pompeo beschuldigte China aber, bereits in der Vergangenheit Labore ohne die notwendigen Standards betrieben zu haben. Es sei nicht das erste Mal, dass die Welt wegen eines Fehlers in einem chinesischen Labor einem Virus ausgesetzt sei.
Wissenschaftler gehen von natürlichem Ursprung aus
Der Leiter des Labors in Wuhan, Yuan Zhiming, hatte Vorwürfe, das Coronavirus sei dort freigesetzt worden, bereits vor längerer Zeit zurückgewiesen. Wissenschaftler halten es für viel wahrscheinlicher, dass Sars-CoV-2 von Fledermäusen über ein anderes Tier und durch den Wildtierhandel auf den Menschen übertragen wurde. China hatte deswegen im März den Handel mit wilden Tieren verboten.
Wissenschaftler haben auch nachgewiesen, dass das Virus nicht künstlich erzeugt worden ist, sondern natürlichen Ursprungs ist, wie vergangene Woche auch die US-Geheimdienste bestätigten.
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In dem Geheimdienstpapier der „Five Eyes“- wird auf gefährliche Forschungsarbeiten in dem Labor mit Viren von Fledermäusen verwiesen, die allerdings auch in Zusammenarbeit mit amerikanischen und australischen Wissenschaftlern erfolgt waren.
Das Papier bildet laut „Saturday Telegraph“ die Grundlage für die Vorwürfe, denen die Geheimdienste nachgehen. Es hält fest, wie Chinas Behörden frühzeitige Warnungen von Medizinern unterdrückten, das wahre Ausmaß des Ausbruchs herunterspielten und Informationen zensierten, was auch in Medienberichten bereits mehrfach dargestellt wurde. Die Vertuschung wird in dem Dossier als „Anschlag auf die internationale Transparenz“ beschrieben.
Besonders beklagt wird, dass China noch bis zum 20. Januar bestritten hatte, dass sich das Virus von Mensch zu Mensch übertrage. Dafür habe es schon seit Anfang Dezember Hinweise gegeben, heißt es in dem Papier. Auch wird China darin vorgeworfen, Virusproben vernichtet zu haben und Veröffentlichungen von Wissenschaftlern über das Virus streng zu kontrollieren. Chinas Behörden hätten sich außerdem geweigert, Lebendproben internationalen Forschern zur Verfügung zu stellen.
Auch Pompeo warf der chinesischen Führung vor, sie habe versucht, zu vertuschen und zu verwirren, und so großen Schaden angerichtet. Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen für Peking sagte er: „Wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“ Inzwischen hätten auch andere Staaten eingesehen, dass China die Krise verursacht habe.
Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte keine Vorwürfe gegen China, rief das Land aber auf, sich umfänglich an der Aufklärung des Coronavirus-Ursprungs zu beteiligen. „Die ganze Welt hat ein Interesse, dass der genaue Ursprung des Virus geklärt wird“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Fundierte Antworten darauf muss aber die Wissenschaft geben, nicht die Politik. China kann hier unter Beweis stellen, wie transparent es mit dem Virus tatsächlich umgehen will.“ (dpa, Reuters)