Sorge um Atomprogramm des Nachbarlandes: China, Südkorea und Japan dringen auf Dialog mit Nordkorea
Nordkorea droht mit einem neuen Raketentest als „Weihnachtsgeschenk“. China, Südkorea und Japan sind derart beunruhigt, dass sie sich enger abstimmen wollen.
Bei den Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas wollen die Staats- und Regierungschefs aus China, Südkorea und Japan enger kooperieren. Vor dem Hintergrund der Sorgen über einen möglicherweise bald bevorstehenden neuen Raketentest ihres unberechenbaren Nachbarn sprachen sich Chinas Premier Li Keqiang, Südkoreas Präsident Moon Jae In und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag bei einem Dreier-Treffen in der südwestchinesischen Metropole Chengdu für eine politische Lösung des Atomkonflikts aus.
Es sei wichtig, den Dialog zwischen den USA und Nordkorea in Schwung zu halten, sagte Japans Premier nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo zu den festgefahrenen Verhandlungen. Auch müssten die UN-Resolutionen als Antwort auf die Atom- und Raketentests Nordkoreas „vollständig“ erfüllt werden, verlangte Abe vor der Presse. Auf die Forderungen Chinas und Russlands nach einer Lockerung der Sanktionen ging Japans Premier aber nicht ein.
Nordkorea macht Druck auf die USA
Mit jedem Tag wachsen die Befürchtungen, dass Nordkorea angesichts der stagnierenden Verhandlungen mit den USA wieder auf Eskalation setzen könnte. Pjöngjang hatte den USA eine Frist bis Jahresende gesetzt, um im Ringen um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm Entgegenkommen zu zeigen. Auch hatte die Führung Nordkoreas ein „Weihnachtsgeschenk“ in Aussicht gestellt, dessen Inhalt von neuen Vorschlägen der USA für Verhandlungen abhänge.
Der von US-Präsident Trump gefeuerte Sicherheitsberater John Bolton kritisierte derweil die Nordkorea-Politik seines früheren Chefs. Es gebe „keine sichtbaren Fortschritte“, sagte Bolton.
Die völlig atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel und eine langfristige Friedenslösung seien das gemeinsame Ziel der drei Nachbarn, sagte Chinas Premier Li Keqiang laut Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap. „Die drei Nationen werden weiter zusammenarbeiten, um das Problem auf politische Weise zu lösen.“
Weitere Themen der Dreier-Gespräche in Chengdu waren der Ausbau der wirtschaftlichen Kooperation und eine Beschleunigung der Handelsgespräche. China und Japan sind die zweit- und drittgrößten Wirtschaftsnationen der Welt, während Südkorea auf Platz zwölf steht.
Andere Streitpunkte zwischen den drei Staaten
Allerdings sind die Beziehungen der drei Länder alles andere als gut. Streitpunkte sind ungelöste Territorialansprüche, der von China und Südkorea als unangemessen empfundene Umgang Japans mit seiner Kriegsvergangenheit und Handelsprobleme. Auch stört sich China an der engen militärischen Kooperation Südkoreas und Japans mit den USA.
Besonders das Verhältnis zwischen Japan und Südkorea hat sich wegen eines Handelsstreits und eines Disputs um die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während der japanischen Kolonialherrschaft in Korea (1910-45) wieder verschlechtert. Nach dem Dreier-Treffen wollten Abe und Moon in Chengdu erstmals seit 15 Monaten wieder zu bilateralen Gesprächen zusammenkommen.
Der jüngste Handelsstreit hatte sich an Japans Beschluss im Juli entzündet, strengere Kontrollen für den Export von Materialien zur Chipproduktion nach Südkorea zu verhängen. Hintergrund ist der Konflikt um den Umgang mit den ehemaligen Zwangsarbeitern. Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr zwei japanische Konzerne angewiesen, Schadenersatz zu zahlen. Tokio sieht das Thema durch einen Vertrag von 1965 als erledigt an. (dpa)