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Beim Verfassungsschutz gab es eine erneute Panne.
© dpa

V-Mann "Corelli" und der NSU: CD nicht ausgewertet: Verfassungsschutz handelte "grob regelwidrig"

Thomas R. alias "Corelli" ist eines natürlichen Todes gestorben. Das ergab eine neue Untersuchung. Einer Spur, die der V-Mann lieferte, ist der Verfassungsschutz nicht nachgegangen. Sie hätte zum NSU führen können.

Im Fall der Terrorzelle NSU ist der Verdacht offenkundig entkräftet, der ehemalige V-Mann Thomas R. alias „Corelli“ könnte eines unnatürlichen Todes gestorben sein. „Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit“ gebe es kein Fremdverschulden, sagte der Sonderermittler des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestages, Jerzy Montag, am Donnerstag dem Tagesspiegel. Das PKGr hatte den Anwalt und ehemaligen rechtspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion im Oktober 2014 beauftragt, die mysteriös klingenden Geschichten um den Neonazi Thomas R. aufzuklären.

Montag recherchierte beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), das den Spitzel geführt hatte, und weiteren Behörden. Am Mittwoch legte der Sonderermittler den Abgeordneten seinen rund 300-seitigen Bericht vor. Thomas R. war im April 2014 in seiner Wohnung in Paderborn tot aufgefunden worden. Er starb an einer nicht erkannten Diabetes.

Jerzy Montag hatte sich allerdings nicht nur mit dem Tod von Thomas R. zu befassen, sondern auch mit einer ominösen CD, die unter tausenden eine Datei namens „NSU/NSDAP“ enthält. Thomas R. hatte den Datenträger, prallvoll mit brauner Propaganda, dem BfV im Jahr 2005 zugeleitet. Die Terrorzelle NSU oder überhaupt eine Organisation mit diesem Namenskürzel war den Sicherheitsbehörden damals nicht bekannt. Doch anstatt der Spur nachzugehen, blieb die CD in einer Abteilung des BfV liegen. Es sei „grob regelwidrig“, dass die Auswertung der CD unterlassen wurde, heißt es im Bericht des Sonderermittlers. Gegenüber dem Tagesspiegel sprach Montag von einer „Mischung aus organisatorischen und persönlichen Schwächen“.

Hinweise auf die Morde und weiteren schweren Verbrechen des NSU enthält die CD allerdings nicht. Bis einschließlich 2005 hatte die Terrorzelle bereits sieben Migranten türkischer und griechischer Herkunft erschossen, zwei Sprengstoffanschläge verübt sowie zehn Raubüberfälle. Auch die NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie ihre Gefährtin Beate Zschäpe, derzeit Hauptangeklagte im NSU-Prozesses in München, tauchen im Datenträger nicht auf. Der Sonderermittler ist sich nach seinen  Recherchen nicht sicher, ob die Terrorzelle mit der CD zu tun hatte oder die US-amerikanische Neonazi-Gruppierung „NSDAP/AO“ das Machwerk produziert hat. „Das ist alles Kaffeesatzleserei“, sagte Montag.

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