Katalonien: Carles Puigdemont gründet neue Unabhängigkeitsbewegung
Kataloniens früherer Regionalpräsident Puigdemont will alle Parteien vereinen, die eine Unabhängikeit befürworten. Im Herbst soll aus aus der Bewegung eine Partei werden.
Der ehemalige katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont sein Nachfolger Quim Torra haben eine neue Bewegung gegründet, in der sie alle Unabhängigkeitsbefürworter versammeln wollen. Unter dem Namen „Crida Nacional per la República“ (Nationaler Ruf nach der Republik) soll die Organisation dazu dienen, auf die Gründung einer eigenständigen katalanischen Republik hinzuarbeiten, wie spanische Medien am Abend berichteten. "Wir sind stärker, wenn wir übergreifend und vereint handeln können", sagte Puigdemont am Montag bei der Veranstaltung zur Gründung der Bewegung in Barcelona. Er war per Video aus Deutschland zugeschaltet, wo er seit seiner Festnahme im Frühjahr festsitzt.
Bislang gibt es in Katalonien mindestens drei Parteien, die die Unabhängigkeit der Region von Madrid befürworten. Im Herbst soll aus der neuen Bewegung eine Partei werden, die sämtliche Unabhängigkeitsbefürworter vereint und einen "unabhängigen Staat in Form einer Republik" anstrebt.
Deutsche Justiz will den Ex-Regionalpräsident ausliefern
Puigdemont war im Herbst im Zuge eines verbotenen Unabhängigkeitsreferendums ins Ausland geflohen und hält sich derzeit in Deutschland auf. „Das Volk hat dem Mandat (des Referendums) immer die Treue gehalten und trotz aller Schwierigkeiten nicht nachgegeben“, sagte Puigdemont. „Wir müssen weiterkämpfen, uns der ungerechtfertigten Repression stellen und uns weiter in Richtung einer katalanischen Republik bewegen.“
Nach dem Referendum war Puigdemont von der spanischen Zentralregierung in Madrid abgesetzt worden und mit mehreren Mitstreitern ins Exil geflüchtet. Weitere katalanische Spitzenpolitiker sitzen seit dem Herbst in U-Haft. Dennoch hatten die Separatisten bei einer Neuwahl im Dezember erneut die Mehrheit errungen. Damals war Puigdemont noch mit dem Wahlbündnis Junts per Catalunya angetreten - dieses könnte Medienberichten zufolge nun in der neuen politischen Bewegung aufgehen.
Die Justiz in Schleswig-Holstein will den Politiker wegen des Vorwurfs der Veruntreuung an Spanien ausliefern - aber nicht wegen Rebellion, dem Hauptvorwurf der spanischen Justiz. Ein Richter in Madrid muss über das weitere Vorgehen entscheiden. (dpa, AFP)