Nordrhein-Westfalen: Bürgermeister von Altena bei Messerangriff verletzt
In einem Imbiss attackiert ein Mann den Bürgermeister von Altena mit einem Messer. Der Täter hatte laut Polizei wohl ein fremdenfeindliches Motiv. CDU-Politiker Hollstein vertritt eine liberale Flüchtlingspolitik.
Der Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist in einem Döner-Laden mit einem Messer angegriffen worden. Der Politiker sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurden, habe es aber noch am Abend wieder verlassen können, berichteten örtliche Medien in der Nacht zum Dienstag. „Ich habe zupackende Menschen an meiner Seite gehabt und bin froh dass ich noch lebe“, sagte Hollstein der Nachrichtenseite „Lokalstimme“ nach dem Angriff.
Hollstein erlitt bei der Messerattacke eine circa 15 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag in Hagen mit. Nach ihren Angaben war Hollstein von "einem 56-jährigen Mann mit mutmaßlich fremdenfeindlicher Motivation angegriffen" worden.
Zu einem solchen Motiv hatte sich schon am Montagabend NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geäußert. „Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es einen politischen Hintergrund bei diesem Anschlag gibt“, sagte er. Der Täter habe Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht, die diesen Rückschluss zuließen.
Altena im Märkischen Kreis wurde bundesweit bekannt, weil es mehr Flüchtlinge aufnimmt, als es nach dem Verteilschlüssel aufnehmen müsste. Dafür erhielt die Stadt im Mai aus der Hand von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den mit 10.000 Euro dotierten Nationalen Integrationspreis.
Hollstein hat sich der "Lokalstimme" zufolge bereits aus dem Krankenhaus und für die Anteilnahme gedankt. Auch ein Mann, der ihm zur Hilfe eilte, wurde leicht verletzt.
Nach einem Bericht der „WAZ“ (online) war der Angreifer offensichtlich alkoholisiert. Der Täter soll Hollstein vor dem Angriff gefragt haben: „Sind Sie der Bürgermeister?“
Die Bundeskanzlerin zeigte sich bestürzt. "Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag im Namen Merkels „Dank auch an die, die ihm geholfen haben.“
SPD-Chef Martin Schulz zeigte sich "schockiert" vom Angriff auf Hollstein. "Gegen Hass und Gewalt müssen Demokraten zusammenstehen, denn sie dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", twitterte Schulz.
Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Messerangriff. „Schreckliche Nachricht aus Altena“, schrieb Maas am Dienstagmorgen bei Twitter und wünschte Hollstein gute Besserung. „Dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen attackiert werden, nur weil sie anderen helfen. In unserem Land darf kein Platz sein für Hass und Gewalt“, ergänzte der Minister.
Ähnlich wie Anschlag auf Henriette Reker
Laschet, der zum Zeitpunkt des Attentats an der Verleihung des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen an den Schriftsteller Navid Kermani teilnahm, zeigte sich erschüttert: „Es war heute ein bedrückender Abend. Denn ich habe bei der Verleihung des Staatspreises an Navid Kermani berichtet, wie wir zusammen den Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, besucht haben - weil Navid Kermani das so beeindruckend fand, dass ein Bürgermeister gesagt hat, ich bin bereit, mehr Flüchtlingsfamilien aufzunehmen“, sagte der Regierungschef.
Wenig später habe Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in Kermanis Antwort gehört, „dass er den Politikern dankt wie Frau Reker und Wolfgang Schäuble, die das Risiko eines Attentats auf sich genommen haben und weitergemacht haben. Und dann hat uns um 20 Uhr die Nachricht erreicht, dass auf diesen Bürgermeister ein Anschlag verübt worden ist.“
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Schäuble wurde auf einer Wahlkampfveranstaltung 1990 Opfer eines Attentats - und ist seither querschnittsgelähmt.
„Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig“, sagte Laschet. „Klar ist: in Nordrhein-Westfalen ist kein Platz für Hass und Gewalt. Die Vielfalt ist Kennzeichen unseres Landes.“
In der vergangenen Woche wollte ursprünglich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Antrittsbesuch in NRW auch nach Altena kommen - und sich dort mit Flüchtlingsfamilien treffen. Diese Reise musste er wegen der geplatzten Jamaika-Verhandlungen absagen. (dpa)
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