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Eine Leiche wird mit einem Gabelstapler von dem Brooklyn Hospital Center zu einem Kühlwagen transportiert.
© John Minchillo/AP/dpa
Update

New York plant drastische Maßnahmen in Coronakrise: Bürgermeister de Blasio erwägt „vorübergehende Bestattungen“

Noch reichen die Leichenhäuser aus, erklärt Bürgermeister de Blasio. Doch die Stadt plant für den Notfall. Ein Stadtrat zog sogar Beisetzungen in Parks in Betracht.

Die besonders heftig vom Coronavirus-Ausbruch betroffene Stadt New York rüstet sich für das Schlimmste. Täglich sterben Hunderte mit dem Coronavirus infizierte Menschen, zuletzt hat sich die Zahl der Todesopfer verdreifacht. Krankenhäuser in der Millionenmetropole nutzen bereits seit Tagen Kühllaster als temporäre Leichenhallen. 

Die Zahl der neuen Todesopfer im Bundesstaat New York erreichte von Montag auf Dienstag einen weiteren Höchststand. In der Zeit seien 731 coronainfizierte Menschen gestorben, sagte Gouverneur Andrew Cuomo bei seiner täglichen Pressekonferenz. Insgesamt lag die Zahl der Toten in dem besonders heftig getroffenen Bundesstaat damit bei etwa 5500.

Nun denkt die Stadtverwaltung über Notbegräbnisse nach. Man stelle sich darauf ein, erklärte Bürgermeister Bill de Blasio am Montag, Tote notfalls vorübergehend auf öffentlichem Land beizusetzen.

Eine Sprecherin von de Blasio konkretisierte: Bestattungen seien auf der zum Stadtteil Bronx gehörenden Hart Island möglich. Die kleine Insel im Osten der Metropole beherbergt einen Armenfriedhof. Der Zutritt ist für die Öffentlichkeit untersagt.

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Allerdings sei dies bis jetzt nicht nötig, erklärte de Blasio weiter. Dass Tote in Stadtparks beerdigt werden könnten, wie de Blasio indes entschieden zurück.

Mit dieser Aussage hatte zuvor der demokratische Stadtrat Mark Levine für Aufsehen gesorgt. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses erklärte am Montag auf Twitter: Falls nötig, würde man „mit ‚vorübergehenden Bestattungen‘ beginnen.“

„Dies wird wahrscheinlich durch die Nutzung eines New Yorker Parks geschehen (ja, Sie haben das richtig gelesen)“, schrieb Levine.

„Anhaltender 11. September“

Die Bestattungen würden würdevoll, ordentlich und vorübergehend sein. „Aber es wird für die New Yorker schwierig sein, das zu ertragen“, fügte er hinzu. Trotzdem könnte diese Maßnahme nötig werden, um Bilder wie aus Italien zu verhindern, das zwischenzeitlich nicht mit der Anzahl an Gestorbenen fertig wurde.

Die Leichenhäuser und Friedhöfe, so Levine weiter, seien mit einer Situation wie bei einem „anhaltenden 11. September“ konfrontiert. „Wir verlassen uns jetzt auf Kühlwagen, um Leichen aufzubewahren“, so Levine, „aber diese Kapazität ist fast vollständig ausgeschöpft“.

Notfallplan nicht nötig, wenn Sterberate sinkt

Fast 5500 Menschen sind im Bundesstaat New York an den Folgen von Covid-19 gestorben, etwa die Hälfte davon in der Stadt New York. Mittlerweile scheinen sich die Zahlen zu stabilisieren.

Die Stadt ziehe „vorübergehende Bestattungen“ in Betracht, erklärte Bürgermeister de Blasio, sollten die Todesfälle den verfügbaren Platz in den Leichenschauhäusern überschreiten. Dies sei aber bislang nicht der Fall. „Es wird sehr hart, aber wir haben die Kapazität“, erklärte der Bürgermeister.

Das Büro des obersten Gerichtsmediziners teilte mit, dass die Leichenhäuser derzeit über „ausreichend Kapazitäten“ verfügten, wie die „New York Times“ berichtet. Eine Entscheidung über vorübergehende Beisetzungen sei noch nicht getroffen worden.

Hintergründe zum Coronavirus:

Andrew M. Cuomo, Gouverneur des Bundesstaates, sagte am Montag, er habe noch nie davon gehört, dass Menschen in Parks beerdigt werden sollen. „Ich habe viele wilde Gerüchte gehört“, erwiderte er auf Levines Vorstoß.

Nach den Reaktionen von Cuomo und de Blasio relativierte Levin später seine Aussagen. Er habe von einem „Notfallplan“ gesprochen, schrieb er auf Twitter. „Wenn die Sterblichkeitsrate sinkt, wird es nicht nötig sein“. In einer späteren Erklärung Levines heißt es, die Stadtbeamten hätten ihm die „eindeutige Zusicherung“ gegeben, dass keine Bestattungen in Parks stattfinden würden.

Zahl der Infizierten bei 138.000

Gouverneur Cuomo schöpft derweil sogar vorsichtige Hoffnung. Er bekräftige am Dienstag erneut, dass der Höhepunkt der Krise in New York scheinbar erreicht sei. Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten sei zuletzt nicht mehr stark angestiegen. Sie liegt bei mehr als 138.000.

Cuomo warnte die New Yorker davor, angesichts der Hoffnung machenden Zahlen nun nachlässig zu werden und das Virus zu unterschätzen. „Es ist nicht die Zeit, um Frisbee mit deinem Freund im Park zu spielen“. Die Schließung aller nicht „lebenswichtigen“ Geschäfte und Schulen ließ Cuomo bis Ende April verlängern. 

Er betonte dabei, dass das Gesundheitssystem „an seiner Kapazitätsgrenze“ sei und dass dies auch in den kommenden Tagen so bleiben werde. Es könnte auch sein, dass die Zahlen wieder ansteigen werden.

Trump erwartet „harte Woche“

US-Präsident Donald Trump erwartet im Kampf gegen das Coronavirus in dieser Woche eine „entscheidende und schwierige Phase“. „Wir werden eine harte Woche haben, wir werden vielleicht etwas mehr als eine harte Woche haben“, sagte der US-Präsident am Montagabend bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Aber am Ende dieses Tunnels ist gewaltiges Licht.“

Aja Worthy Davis, Sprecherin des obersten Gerichtsmediziners, warnte der „New York Times“ zufolge indes davor, dass nicht nur Hunderte von Menschen in Krankenhäusern sterben, sondern auch die Zahl der zu Hause Sterbenden explodiert. Vor der Pandemie habe die Zahl der Todesfälle zu Hause zwischen 20 und 25 pro Tag gelegen. Jetzt seien es durchschnittlich 200. (mit dpa)

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