„Politisches Desaster, eine Tragödie“: Bundeswehrverband wirft Politik Versagen in Afghanistan vor
Die Lage in Afghanistan sei „beschämend“, sagt der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner. Bei Veteranen gebe es zum Teil eine „enorme Wut“.
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, hat den politisch Verantwortlichen in der Afghanistan-Krise Versagen vorgeworfen. „Das ist ein politisches Desaster. Es ist eine Tragödie. Und ich kann dem Bundespräsidenten nur beipflichten: Es ist beschämend, was wir da sehen“, sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“.
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Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, habe schon vor Monaten Evakuierungspläne ausarbeiten lassen. „Aber es ist immer eine Frage der politischen Lagebewertung, der politischen Entscheidung. Und die ist sehr spät gefallen.“
Zugleich bemängelte Wüstner die politische Kommunikation: „Da muss besser erklärt werden. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Das hat auch damit zu tun, dass Vertrauen verloren geht in Politik.“ Das sei für Streitkräfte in einer Demokratie nicht gut. Über das Thema Verantwortung müsse noch gesprochen werden.
Wüstner wies auf die bittere Reaktion vieler Afghanistan-Veteranen hin. „Das ist etwas, das treibt die um, dieses 'Wofür?', dieses 'War es umsonst?'.“ Viele Soldaten seien bei dem Einsatz in Afghanistan verletzt worden oder hätten Kameraden sterben sehen. Auch Ehen seien in dieser Zeit der Belastungen kaputt gegangen. Bei Bundeswehr-Veteranen und -Angehörigen gebe es eine „enorme Wut“ über das derzeitige Geschehen, sagte Wüstner. Den Veteranen und ihren Angehörigen sei nur schwer zu vermitteln, dass der Einsatz nach rund 20 Jahren nun faktisch gescheitert sei. (dpa, Reuter, AFP)