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Warnhinweis „Radioaktiv“ an einem Transportbehälter (Symbolbild)
© dpa/Sina Schudt

Strontium-90, Kalaschnikows und Chemikalien: Bundeswehroffizier hortete radioaktives Material, Waffen und Geheimpapiere

Ein Hauptmann der Bundeswehr legt daheim ein Waffenarsenal an, darunter ist auch radioaktiver Stoff. Der Mann hat zudem Dossiers des BND zu Nordkorea.

Ein Hauptmann der Bundeswehr mit auffälligem Interesse für Nordkorea hat offenbar radioaktives Material versteckt. In den Materialien, die vergangene Woche bei der Festnahme des Offiziers Michael C. (33) in seinen Wohnräumen im Ort Aldenhoven (bei Aachen) gefunden wurden, entdeckten Spezialisten jetzt Strontium-90. Die Herkunft der gefährlichen Substanz ist unklar. Über den Fall hatte zuerst der "Spiegel" berichtet.

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Die Polizei habe außer in Aldenhoven auch Objekte in Köln und Ratzeburg (Schleswig-Holstein) durchsucht, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main am Freitag dem Tagesspiegel. Strontium-90 habe sich nur in Aldenhoven befunden.

Bei der Razzia wurden zudem zahlreiche Waffen, darunter Schnellfeuergewehre des Typs Kalaschnikow, Waffenteile und Chemikalien entdeckt. In dem Arsenal befanden sich auch Panzer- und Flugabwehrwaffen sowie entschärfte Granaten und Munition. Das Material stammt offenbar aus Osteuropa.

Auch kommunistische Literatur mit Bezug zu Nordkorea

Die Polizei stellte allerdings auch zwei aktuelle, vertrauliche Dossiers des Bundesnachrichtendienstes zu Nordkorea sicher. Ein Papier war als geheim eingestuft. In den Wohnräumen des Hauptmanns fand sich zudem umfangreiche kommunistische Literatur, auch mit Bezug zu Nordkorea. Es werde untersucht, ob Michael C. mit dem kommunistischen Land in Verbindung stand und welche Rolle das Strontium-90 spielte, hieß es am Freitag in Sicherheitskreisen. Nordkorea ist Atommacht und versucht schon lange, im Ausland an nukleare Stoffe heranzukommen.

Michael C. war bei der Bundeswehr bei der Einheit "Counter-Improvised Explosive Devices" tätig. Sie befasst sich unter anderem mit der Analyse selbst gebauter Sprengsätze. Soldaten der Bundeswehr waren vor allem in Afghanistan häufig Anschlägen ausgesetzt, bei denen die Angreifer selbst gebastelte Sprengkörper verwandten.

Zollfahnder kamen Michael C. auf die Spur

Gegen Michael C. ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Außenwirtschaftsgesetz und unerlaubten Umgang mit radioaktiven Stoffen. Zollfahnder kamen auf die Spur des Hauptmanns, als sie eine von ihm aufgegebene Postsendung kontrollierten, in der sich genehmigungspflichtige Waffenteile befanden, darunter ein Schalldämpfer für ein Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Paket sollte in die USA geschickt werden. Der Offizier sitzt in Untersuchungshaft.

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