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Rüstet auf gegen Cyberangriffe: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
© dpa/Maurizio Gambarini

Verteidigung: Bundeswehr startet Kommando gegen Cyberattacken

Erst einmal 260 Fachleute werden in Reihen der Bundeswehr Angriffe aus dem Netz abwehren. Auf lange Sicht sollen 13.500 Soldatinnen und Soldaten gegen Cyberattacken im Einsatz sein.

Es ist nichts anderes als ein Kulturbruch, den die Staatssekretärin der Verteidigungsministerin da verkündet. Der Soldat der Zukunft muss für Katrin Suder, ehemalige Unternehmensberaterin und seit 2014 für die Rüstungsplanung der Bundeswehr verantwortlich, körperlich nicht unbedingt besonders fit sein; ein Offizier muss kein abgeschlossenes Studium vorweisen können. „Und wir werden auch über Geld reden müssen“, sagt Suder mit Blick auf die Personalgewinnung für ein Schlüsselprojekt ihres Ministeriums: das neue Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr (CIR). Es soll Cyberaktivitäten, die gegen die Truppe gerichtet sind, aufklären und Angriffe auf die digitale Infrastruktur der Bundeswehr abwehren.

Am Donnerstag nimmt das neue Kommando offiziell seine Arbeit auf. 260 Dienstposten werden ihm zugeordnet, langfristig sollen bis zu 13.500 Soldatinnen und Soldaten für die virtuelle Verteidigung eingesetzt werden. „Cyberangriffe sind eine ernst zu nehmende Waffe“, sagt Suder. Und: „Das ist Realität und keine Science Fiction.“

Der Cyberraum steht bei der Bundeswehr daher künftig gleichberechtigt neben den klassischen militärischen Domänen Land-, Luft- und Seeverteidigung. Angriffe im Netz gehören längst zum Alltag. Mehrere tausend sind es täglich. Auch wenn nicht alle davon gefährlich sind, muss sich die Bundeswehr wappnen. Denn eine Armee ist ein strategisch hochwertiges Ziel – und es geht um Menschenleben. Was, wenn ein Angreifer die Kommunikation bei einem Kampfeinsatz lahmlegt oder die Wartungssoftware für den Eurofighter hackt? Die Auswirkungen digitaler Sabotageakte im Kriegsfall will man sich gar nicht erst ausmalen.

Andere investieren seit Jahren

Andere Nationen wie die USA oder Israel haben die Gefahren seit Jahren im Blick und bereits massiv in die Cyberabwehr investiert. Deutschland will nun aufholen. Neben dem neuen Kommando hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) an der Bundeswehruniversität in München ein Cyber-Forschungszentrum gegründet. In einem „Cyber Innovation Hub“ will sich die Bundeswehr zudem mit Start-ups vernetzen, um Ideen und Personal zu gewinnen.

„Cyber ist das Sicherheitsthema“, bekräftigte Suder am Montag bei einem Medientag in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin, bei dem auch ein Vertreter des Auswärtigen Amtes sprach. Ebenso wie Suder geht er davon aus, dass die „Akquisition von Spitzenkompetenz“ eines der größten Probleme für den Aufbau der Cyberabwehr darstellt. "Die Personalfrage ist eine Herausforderung für die gesamte Bundesregierung“, so die Staatssekretärin.

Die Gründe liegen auf der Hand: In der Wirtschaft können IT-Spezialisten meist deutlich mehr verdienen als in deutschen Behörden. Der Dienst in Uniform mit Haar- und Barterlass, strikten Hierarchien und Disziplin scheint von der kreativen Nerd-Welt besonders weit entfernt. Die Bundeswehr muss sich also bewegen. 2016 seien zwar bereits 60 Prozent mehr Informatiker eingestellt worden als im Jahr zuvor, erklärte Suder. Doch das reiche nicht. Noch in diesem Jahr sollten daher Veränderungen auf den Weg gebracht werden. Geplant sei etwa, die Offizierslaufbahn für Studienabbrecher zu öffnen und die körperlichen Anforderungen herabzusetzen. Wer am Computer kämpft, braucht schließlich nicht zwingend eine gute Kondition .

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