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Ein Bundeswehrflugzeug vom Typ Tornado (Archivbild)
© dpa/Harald Tittel
Update

Syrien: Bundeswehr machte vor tödlichem Luftschlag Fotos vom Ziel

Bei einem Luftangriff auf ein Schulgebäude in Syrien starben nach Angaben von Aktivisten mehr als 30 Zivilisten. Laut Berichten hatte die Bundeswehr vorher Aufklärungsfotos geliefert.

Bei einem Luftangriff im Norden Syriens sind vergangene Woche zahlreiche Zivilisten getötet worden - die Bundeswehr hat vorher nach Informationen der dpa sowie weiterer Medien Aufklärungsfotos des Schulgebäudes an die Anti-IS-Koalition geliefert.

Wie "Süddeutsche" und "ARD“" berichten, wurde der Verteidigungsausschuss des Bundestags in geheimer Sitzung darüber informiert.

Demnach waren am Tag vor dem Angriff Aufklärungstornados der Bundeswehr über das später angegriffene Gebäude in der Ortschaft Al-Mansura geflogen und hatten Bilder gemacht, die sie an die internationale Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) lieferten. Die Allianz griff dann das Gebäude an, bei dem es sich um eine ehemalige Schule handeln soll.

Bei dem Luftangriff starben Aktivisten zufolge mindestens 33 Zivilisten. Wahrscheinlich seien Jets der US-geführten internationalen Koalition für die Bombardierung des vom IS kontrollierten Ortes Al-Mansura verantwortlich, meldete die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am vergangenen Mittwoch.

Unter den Opfern seien Frauen und Kinder, hieß es weiter. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, bei einem US-Luftangriff in Al-Mansura nahe der IS-Hochburg Al-Rakka seien Dutzende Zivilisten getötet oder verletzt worden.

Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge waren in dem Gebäude rund 40 Familien untergebracht. Die Menschenrechtler sitzen zwar in England, stützen ihre Angaben jedoch auf Informanten vor Ort. Ihre Meldungen gelten als zuverlässig.

Bundeswehr beruft sich auf Geheimhaltung

Das US-Militär hatten hingegen erklärt, es gebe keine Hinweise, dass ein Luftangriff in der Region Zivilisten getroffen habe. Es sei ein Gebäude bombardiert worden, in dem sich hochrangige Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Kaida getroffen hätten. Die in der Nähe liegende Moschee sei bewusst nicht ins Visier genommen worden. Die US-Streitkräfte hatten weitere Untersuchungen angekündigt.

Die US-Luftwaffe bekämpft in Syrien seit 2014 den IS und Al-Kaida-nahe Extremisten. Die Bundeswehr fliegt keine Angriffe, sondern liefert nur Bilder. Die im türkischen Incirlik stationierten deutschen Tornado-Jets machen hochauflösende Fotos von IS-Stellungen zur Identifizierung von Angriffszielen.

Das Verteidigungsministerium wollte den Angriff aus Geheimhaltungsgründen nicht bestätigen. „Zu konkreten Daten und Zielen äußern wir uns nicht“, sagte ein Sprecher. Es gehöre aber zur Routine der Tornados, Bilder möglicher Ziele zu machen. Zwischen den Aufnahmen und den Angriffen vergehe Zeit, für die Angriffsplanung gebe es noch weitere Quellen. „Wir liefen die Bilder mit einem Vorlauf ab“, sagte der Sprecher. Auf den Bildern sei nicht feststellbar, welche Personen sich aktuell dort aufhielten. Oberstes Ziel der Truppe sei der Schutz der Zivilisten.

Die Bilder wurden nach dpa-Informationen am 19. März aufgenommen. Einen Tag später folgte der Angriff.

Der Obmann der Linken im Verteidigungsausschuss, Alexander Neu, sagte: „Die Linke lehnt den Einsatz ohnehin ab, vor dem Hintergrund, dass in der Regel bei Luftschlägen keine Trennung von Zivilisten und Kombattanten möglich ist.“ (Tsp mit dpa)

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