Seelsorger für jüdische Soldaten: Bundeswehr bekommt Militärrabbiner
Um der "gewachsenen Vielfalt" unter den Soldaten Rechnung zu tragen, soll es in der Bundeswehr bald Rabbiner geben. Auch muslimische Seelsorger sind geplant.
Nach rund hundert Jahren sollen Militärrabbiner erstmals wieder in deutschen Streitkräften Dienst tun. Bei der Auswahl der jüdischen Militärseelsorger werde die Bundeswehr eng mit dem Zentralrat der Juden zusammenarbeiten, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Dienstag in Berlin mit. Damit solle der "gewachsenen Vielfalt" in den Reihen der Soldaten Rechnung getragen werden. Geplant sei auch die Einstellung muslimischer Seelsorger.
"Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und auch Demut, dass Frauen und Männer jüdischen Glaubens in unserer Bundeswehr dienen", erklärte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Jeder Soldat habe den Anspruch auf "ungestörte Religionsausübung und Seelsorge". Dies gelte selbstverständlich auch für jüdische und muslimische Soldaten.
Rund 300 jüdische und 3000 muslimische Soldaten in der Bundeswehr
Die großen christlichen Kirchen stellen schon seit Jahrzehnten Militärseelsorger für die Bundeswehr. Dies ist in einem Staatsvertrag mit den Kirchen geregelt. Ein solcher Staatsvertrag soll nun auch mit dem Zentralrat der Juden abgeschlossen werden. Der Zentralrat solle künftig die Kandidaten für die Militärseelsorge vorschlagen, die Auswahl solle letztlich die Bundeswehr treffen, erklärte das Verteidigungsministerium. Die Zahl solle im niedrigen einstelligen Bereich liegen.
Bei Einführung der Militärseelsorge Ende der 50er Jahre gehörten nach Ministeriumsangaben rund 98 Prozent der Soldaten einer christlichen Kirche an. Heute sei es nur noch etwa die Hälfte – in der Bundeswehr gebe es derzeit schätzungsweise 53.000 Protestanten und 41.000 Katholiken; die Soldaten sind allerdings nicht zur Angabe ihrer Konfession verpflichtet.
Das Ministerium schätzt die Zahl der jüdischen Soldaten auf etwa 300 und jene der muslimischen auf rund 3000. Künftig sollten auch muslimische Seelsorger in der Bundeswehr aktiv werden; einen Staatsvertrag dafür wird es nach Ministeriumsangaben aber nicht geben, da auf muslimischer Seite eine zentrale und repräsentative Institution als Vertragspartner fehle.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Zusage des Verteidigungsministeriums. "Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft", erklärte Zentralrats-Präsident Josef Schuster. "Mit jüdischer Militärseelsorge wollen wir unseren Beitrag zur ethischen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten leisten." (AFP)