Nach Häufung von Masern-Erkrankungen: Bundesregierung prüft Impfpflicht für Kinder
Die große Koalition will auf eine neue Zunahme der Masern reagieren: Gesundheitsminister Spahn und SPD-Politiker Lauterbach verhandeln über eine Impfpflicht.
Die große Koalition prüft eine bundesweite Masern-Impfpflicht für Kinder. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte, er sei mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Gespräch darüber und "zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können". Lauterbach betonte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, seine Partei trete innerhalb der Koalition für eine Impfpflicht für Kinder ein, die sich auf Masern begrenzen solle.
Spahn hatte schon vor seiner Zeit als Gesundheitsminister für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder stark gemacht. Anlass für die erneute Debatte ist eine verstärkte Häufung von Masern-Fällen unter anderem im niedersächsischen Hildesheim.
Angesichts dieses Ausbruchs hatte sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) zuletzt erneut für eine Impfpflicht gegen Masern ausgesprochen. Masernerkrankungen seien extrem ansteckend und potenziell tödlich. Je besser die Durchimpfungsrate sei, desto sicherer sei das Leben gerade für die Kleinsten, erklärte die Fachgesellschaft.
Die Liberalen machen sich auch für die Impfpflicht stark. "Die FDP spricht sich für eine gesetzliche Impfpflicht für Kinder bis 14 Jahre aus", sagte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, dem RND. "Seine Kinder nicht impfen zu lassen, ist verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können."
Bundesgesundheitsminister Spahn müsse die Menschen darüber offensiv aufklären und den Zugang zu Impfungen erleichtern, forderte der FDP-Fraktionsvize. So könnten Impfungen auch in Schulen und Kitas angeboten werden, damit diese nicht so oft vergessen werden. "Impfzurückhaltung ist problematisch", sagte Theurer, deshalb sei als Ultima Ratio eine Impfpflicht nötig.
Keine harmlose Kinderkrankheit
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Neben der akuten Erkrankung kann es als Spätfolge zur sogenannten SSPE kommen, einer meist tödlichen Entzündung des Gehirns. Besonders gefährdet sind Kinder im ersten Lebensjahr, die noch zu jung für eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung sind.
Auch internationale Organisationen warnen massiv vor einer alarmierenden Zunahme von Masernfällen: Weltweit hätten im vergangenen Jahr 98 Länder ein stärkeres Auftreten der Virusinfektion registriert als im Vorjahr, heißt es in einem aktuellen Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef.