Nach Asyl-Skandal in Bremen: Bundesamt für Flüchtlinge überprüft 13 weitere Außenstellen
Nach den Unregelmäßigkeiten bei Asylbescheiden in Bremen überprüft das Bamf 13 weitere Behörden. Auch dort soll es Auffälligkeiten gegeben haben.
Nach dem Asyl-Skandal in Bremen überprüft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) laut einem Zeitungsbericht 13 weitere Außenstellen. Diese seien aufgefallen, weil es dort bei der Bearbeitung von Asylanträgen im Vergleich zu anderen Dienststellen Abweichungen "nach oben oder unten" gegeben habe, berichtete die "Bild am Sonntag". Insgesamt sollten 8000 Anträge noch einmal überprüft werden.
Weiter hieß es in dem "BamS"-Bericht, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe den für Migration und das Bamf zuständigen Abteilungsleiter inzwischen ausgetauscht. Im April war bekannt geworden, dass die frühere Leiterin der Bremer
Überprüfung der Bremer Akten dauert drei Monate
Bamf-Außenstelle in 1200 Fällen Asylanträge zu Unrecht bewilligt haben soll. Gegen die frühere Leiterin und fünf weitere Beschuldigte, darunter ein Dolmetscher und drei Anwälte, wird deshalb ermittelt. Bamf-Chefin Jutta Cordt sagte am Freitag, rund 18.000 positive Asylbescheide würden dort nochmals überprüft. Nach ihren Angaben wird die Überprüfung aller Bremer Verfahrensakten seit dem Jahr 2000 ungefähr drei Monate dauern.
Erste Information über Unregelmäßigkeiten bei Asyl-Entscheidungen in der Bremer Außenstelle soll das Bamf bereits 2016 erhalten haben. Ein anonymer Hinweis auf Missstände sei am 25. Januar 2016 bei einem Ombudsmann des Amtes in Berlin eingegangen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Das sei vor wenigen Wochen in einer Sitzung des Bundestagsinnenausschusses bekanntgeworden, in der Cordt Auskunft gegeben habe.
Bamf-Chefin Cordt soll Ende 2017 informiert worden sein
Ihr habe am 21. Dezember 2017 ein interner Bericht über die Bremer Probleme vorgelegen. Dem Innenministerium sei der Bericht aber erst am 21. April übermittelt worden, zwei Tage nach Bekanntwerden des Skandals. So habe es die Bundesregierung auf Anfrage eines FDP-Abgeordneten mitgeteilt, schreibt die Zeitung.
Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten, das Bamf wolle zudem die Qualität der Sprachübersetzungen in Asylverfahren erhöhen. Dazu habe die Behörde unter anderem Dolmetscher-Schulungen auf den Weg gebracht. Hintergrund für die Maßnahme sei Kritik an mangelnder fachlicher Ausbildung vieler Übersetzer, die eine erhebliche Rolle bei der Entscheidung von Asylanträgen spielten.
5.800 Dolmetscher arbeiten im Auftrag des Bamf
Im April hatte das Bundesamt die Zusammenarbeit mit mehr als 2000 Dolmetschern beendet, weil sie aus Sicht der Behörde nicht neutral oder vertrauenswürdig erschienen, unpünktlich waren oder Standards nicht einhielten. Auch in die Affäre um mutmaßlich manipulierte Asylentscheidungen in Bremen soll ein Dolmetscher verwickelt sein.
Derzeit arbeiten laut Funke Medien rund 5.800 Dolmetscher im Auftrag des Bundesamtes. Nur rund 620 seien vor Gericht vereidigt. Mehrere Übersetzer berichteten den Funke-Zeitungen von mangelnder Einarbeitung, schlechter Bezahlung und Stresssituationen. Sie gaben demnach an, nie eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben. "Ich bin einfach zum Amt gegangen und habe gesagt, ich möchte hier arbeiten", berichtete ein junger Mann aus Berlin. Einen Nachweis über seine Kenntnisse habe er nie erbringen müssen. (AFP)
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