Brexit-Gespräche: Britischer Außenminister warnt vor "No Deal"
Der neue britische Außenminister Jeremy Hunt sieht "ein sehr echtes Risiko, dass es aus Versehen zu einem Brexit ohne Abkommen kommt". Die EU müsse ihren Verhandlungsansatz ändern.
Der neue britische Außenminister Jeremy Hunt warnt vor einem Scheitern der Verhandlungen über einen Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union. Es bestehe derzeit "ein sehr echtes Risiko, dass es aus Versehen zu einem Brexit ohne Abkommen kommt", sagte Hunt am Montag auf einer Pressekonferenz mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas in Berlin. Dies liege daran, dass derzeit viele in der EU der Ansicht seien, man müsse nur lange genug warten und dann würden die Briten schon nachgeben. Doch das werde nicht passieren. Die EU müsse daher ihren Verhandlungsansatz ändern.
Maas nannte das kürzlich von den Briten vorgelegte Weißbuch, das die Vorstellungen Londons in den Verhandlungen umfasst, einen wichtigen Beitrag, um "Schritt für Schritt zu einem geordneten Brexit zu kommen". Man sei aber noch nicht in allen Punkten zu einem Ergebnis gekommen. Es bestünden noch Probleme und ungeklärte Fragen, weshalb es weitere Gespräche geben müsse.
Beim Treffen von Hunt und Maaß in Berlin betonten beide Politiker, dass ihnen auch nach einem Brexit an einer engen und freundschaftlichen Partnerschaft gelegen sei. Die Beziehungen könnten jedoch einen Riss bekommen, sollte der Brexit ungeordnet verlaufen, warnte Hunt. In Großbritannien würde sich die Einstellung einer ganzen Generation gegenüber der EU ändern, was der Partnerschaft schaden würde.
Brexit-Minister stellt Schlussrechnung infrage
Es war Hunts erste bilaterale Auslandsreise als neuer Außenminister. Er wurde vergangene Woche zum Nachfolger Boris Johnsons ernannt, der im Streit über die Brexit-Strategie von Premierministerin Theresa May zurückgetreten war.
Am Sonntag hatte der neue Brexit-Minister Dominic Raab die Brexit-Schlussrechnung infrage gestellt. Demnach wird Großbritannien wird den Betrag in Höhe von 39 Milliarden Pfund (etwa 44 Milliarden Euro) wohl nur bei Zustandekommen eines gemeinsamen Handelsabkommens zahlen. „Es kann nicht sein, dass eine Seite ihren Teil der Abmachung erfüllt und die andere Seite nicht oder langsam vorangeht oder sich nicht auf ihrer Seite festlegt“, sagte er dem „Sunday Telegraph“.
Ähnlich wie Raab hatten sich zuvor schon May und Davis zur Schlussrechnung geäußert: Einige man sich nicht auf ein Handelsabkommen nach dem Brexit, „dann ist dieses Angebot vom Tisch“, so May. Später wurden jedoch rechtliche Bedenken bekannt. (Reuters, dpa)