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Der britische Außenminister Jeremy Hunt.
© Rebecca Naden/REUTERS
Update

Jeremy Hunt widerspricht Botschafter: Britischer Außenminister distanziert sich von Kritik an USA

Der britische Botschafter in Washington hält die Trump-Regierung für "unfähig". Hunt sucht nun das Leck in seinem Ministerium.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt hat sich von einem kritischen Bericht seines Botschafters in Washington über die US-Regierung distanziert. Er stimme nicht mit der Einschätzung von Botschafter Kim Darroch überein, sagte er am Montag. Man sei sehr besorgt darüber, dass der interne Vermerk öffentlich wurde.

Es handle sich um "persönliche Meinungen", sagte Hunt. Die US-Regierung bleibe unter Trump "höchst effektiv und der bestmögliche Freund Großbritanniens auf der internationalen Bühne". Sein Ministerium will untersuchen, wie die Inhalte der Memos bei der Presse landen konnten. Britische Diplomaten in der ganzen Welt müssten darauf vertrauen können, "dass sie uns weiterhin ihre ehrlichen Einschätzungen geben können".

Der britische Handelsminister Liam Fox kündigte in der BBC an, er werde sich bei seinem Washington-Besuch bei der Tochter des US-Präsidenten, Ivanka Trump, entschuldigen. Er kritisierte, die Weitergabe und Veröffentlichung des Dokuments sei "unprofessionell, unethisch, und unpatriotisch und könnte am Ende zu einem Schaden der Beziehungen führen und unsere weiteren Sicherheitsinteressen gefährden.

Die Zeitung "Mail on Sunday" hatte aus einem Bericht von Botschafter Darroch zitiert, nach der dieser nicht glaube, "dass diese Regierung erheblich normaler wird; weniger funktionsgestört; weniger unberechenbar; weniger zerstritten; weniger diplomatisch unbeholfen und unfähig". In einer anderen Mitteilung bezeichne dieser die US-Regierung als "einzigartig funktionsgestört". US-Präsident Donald Trump selbst beschreibe der Botschafter als jemanden, der "Unsicherheit ausstrahlt".

Das britische Außenministerium hat die Echtheit der Vermerke nicht in Frage gestellt. Eine Sprecherin sagte, Botschafter würden dafür bezahlt, "dass sie ehrlich sind" und Minister mit einer "aufrichtigen, ungeschminkten Einschätzung der Politik in ihrem Land versorgen".

Suche nach dem Leck

Inzwischen sucht das britische Außenministerium den Verursacher des Lecks. "Natürlich wird es ernste Konsequenzen geben, falls und sobald wir herausfinden, wer verantwortlich ist", sagte der britische Außenminister Jeremy Hunt am Montag. In den internen Unterlagen hatte der britische Botschafter in den USA, Kim Darroch, Trump als "inkompetent" bezeichnet.

Die scheidende Regierungschefin Theresa May habe "volles Vertrauen" in Darroch, ohne dessen Meinung zur US-Regierung zu teilen, sagte eine Sprecherin Mays. Die Veröffentlichung der Memos sei "völlig inakzeptabel". Außenhandelsminister Liam Fox sagte der BBC mit Blick auf laufende Verhandlungen über ein neues Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern, der Vorgang sei "unprofessionell, unethisch und unpatriotisch".

Trump wiederum kritisierte den Botschafter nach einem Pressebericht über eine höchst negative Einschätzung des Diplomaten. Botschafter Kim Darroch habe Großbritannien "nicht gut gedient", sagte Trump am Sonntag. Er und seine Regierung seien "keine großen Fans" des britischen Diplomaten. „Wir werden uns nicht mehr mit ihm befassen“, schrieb Trump später am Montag auf Twitter. Er kenne den Botschafter nicht, aber er sei nicht beliebt.

Darroch gilt als einer der erfahrensten britischen Diplomaten. Seine Amtszeit läuft noch bis Ende des Jahres. Dann ist es am neuen Premierminister, einen britischen Botschafter für die USA zu ernennen. Neben Ex-Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson ist auch Hunt noch im Rennen um Mays Nachfolge an der Partei- und Regierungsspitze.

Der Vorsitzende der Brexit-Partei Nigel Farage forderte im Kurzbotschaftendienst Twitter Darrochs Abberufung. Im Gespräch mit dem Radiosender BBC relativierte Farage Spekulationen, er strebe dessen Nachfolge an. "Ich bin kein Diplomat und darüber herrscht Einigkeit, glaube ich", sagte Farage. Allerdings könne er sehr nützlich dabei sein, Beziehungen zu pflegen "mit einer Regierung, in der Freunde von mir sitzen". (AFP, dpa, Reuters)

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