Großbritannien: Britische Labour-Partei kämpft für Zollunion nach dem Brexit
Oppositionschef Corbyn fordert eine „neue, starke Beziehung“ zur EU. Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Parlament könnten die Brexit-Pläne von Premierministerin May ins Schlingern kommen.
Die britische Labour-Partei will für eine „neue, umfassende Zollunion“ mit der Europäischen Union nach dem Brexit kämpfen. Das kündigte der Chef der oppositionellen Partei, Jeremy Corbyn, am Montag in der englischen Stadt Coventry an. Damit könnten angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Londoner Parlament die Pläne von Premierministerin Theresa May zum EU-Austritt ins Schlingern geraten: Sie schließt jegliche Zollunion mit der EU aus.
Corbyn sprach sich außerdem in seiner Rede für eine „neue, starke Beziehung“ zum Europäischen Binnenmarkt aus. 20 Monate nach dem Referendum zum EU-Austritt sei sich die Regierung immer noch in ihrem Brexit-Kurs uneins, kritisierte der Labour-Chef. Großbritannien trennt sich Ende März 2019 von der Staatengemeinschaft.
Brexit-Minister David Davis warf Corbyn Quacksalberei vor. Der Labour-Chef werde damit dem Brexit nur schaden und riskiere Arbeitsplätze, schrieb Davis in der Zeitung „The Daily Telegraph“. „Wenn es nach einem Quacksalbermittel aussieht und es auch so riecht, dann erwartet nicht, dass es Euch danach besser geht.“
Mit den Labour-Plänen wird eine Niederlage Mays nach Ostern im Parlament wahrscheinlicher: Rebellen ihrer Konservativen Partei wollen Großbritannien per Gesetz eng an die EU-Zollunion binden. Damit sollen Nachteile für die Wirtschaft verhindert und Kontrollen an der künftigen EU-Außengrenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden. Die Rebellen könnten mit Hilfe der Opposition die Regierung möglicherweise überstimmen. (dpa)