„Moralisches Pendant zum Krieg“: Brasiliens Außenminister sieht Klimaschutz als Angriff auf nationale Souveränität
Brasilien vermutet hinter den Hilfsangeboten für die Bekämpfung der Brände am Amazonas böse Absichten. Außenminister Araújo wird sehr deutlich.
Brasiliens Außenminister Ernesto Araújo hat den internationalen Kampf gegen die Erderwärmung als Angriff auf die nationale Souveränität einzelner Staaten kritisiert. Die derzeitige Klimadebatte erwecke den Anschein, "dass die Welt untergeht", sagte Araújo am Mittwoch bei einem Besuch in Washington. "Und genau das ist der Sinn des Klimatismus." Die Anhänger dieser "Ideologie" versuchten ein "moralisches Pendant zum Krieg" aufzubauen, um den "Grundfreiheiten" mit Richtlinien und Beschränkungen entgegenzuwirken.
"Wir kann jemand in Friedenszeiten davon träumen, die Souveränität eines Landes wie Brasilien über sein eigenes Territorium zu brechen, indem er sagt: 'Der Amazonas brennt'?", sagte Araújo in einer Rede bei der konservativen Heritage Foundation. "Wegen einer Ideologie, wegen des Klimakrisen-Urschreis 'Rettet den Planeten'".
Die brasilianische Regierung wird von der internationalen Gemeinschaft für die verheerenden Brände mitverantwortlich gemacht, die derzeit den Amazonas-Regenwald verwüsten. Der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro, der wie Araújo Klimaskeptiker ist, verwahrt sich gegen die Kritik aus dem Ausland und pocht auf die nationale Souveränität im Umgang mit den Bränden. Gegenmaßnahmen hat er nur widerwillig ergriffen.
Bolsonaro ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet und hat Umweltschutzauflagen gelockert. Brasilianische Bauern durften zuletzt nicht mehr fünf, sondern 20 Hektar Fläche abbrennen. Die Behörden, die illegale Rodungen verhindern sollen, wurden unter Bolsonaro geschwächt. Immer größere Waldflächen werden gerodet und anschließend abgebrannt, um Platz für die Landwirtschaft und Viehzucht zu machen.
Seine Teilnahme an einem Krisengipfel zu den verheerenden Waldbränden in der Amazonas-Region hatte Bolsonaro wegen eines chirurgischen Eingriffs abgesagt. Bei dem Treffen am Freitag im kolumbianischen Leticia bekannten sich die Amazonas-Länder zu einem besseren Schutz des größten Tropenwalds der Welt. (AFP)