Gegen Trumps Wunsch: Boris Johnson lässt Huawei bei 5G-Ausbau begrenzt mitmachen
Die USA sehen Huawei-Technik beim 5G-Netz als ein Einfallstor für Spionage aus China. Trotzdem lässt Großbritannien eine Beteiligung des Netzwerkausrüsters zu.
Der chinesische Telekomriese Huawei darf sich unter Einschränkungen am Ausbau der superschnellen 5G-Mobilfunknetze in Großbritannien beteiligen. Anbieter, die als risikobehaftet gelten, sollen lediglich von Kernbereichen des Netzes ausgeschlossen werden, teilte die Regierung am Dienstag nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats in London mit.
Huawei ist einer der weltweit führenden Netzwerkausrüster
Damit wäre der Weg für die Verwendung von Huawei-Technik zumindest in Teilen der Infrastruktur frei. Von der Entscheidung profitiert auch der chinesische Huawei-Wettbewerber ZTE.
Huawei ist einer der weltweit führenden Netzwerkausrüster auf dem Gebiet der 5G-Technologie. In zahlreichen Ländern, auch in Deutschland, gibt es aber Sorgen, dass der Gebrauch von Huawei-Technik ein Einfallstor für chinesische Spionage oder Sabotage sein könnte.
Mit der Entscheidung dürfte Premier Boris Johnson Ärger bei US-Präsident Donald Trump auslösen, der dem größten Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt Spionage vorwirft. Die Vereinigten Staaten haben ihre Verbündeten aufgefordert, nicht mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Der chinesische Netzwerkausrüster wies die Spionagevorwürfe stets zurück.
Die US-Regierung zeigte sich "enttäuscht" von der Entscheidung der britischen Regierung. Es sei grundsätzlich nicht sicher, wenn "nicht vertrauenswürdige Anbieter" irgendeinen Teil des 5G-Netzes kontrollierten, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Johnson hatte erst kürzlich angedeutet, dass es schwierig sei, Huawei nicht am 5G-Ausbau zu beteiligen. In Regierungskreisen wird betont, dass Großbritannien anders als die USA bereits seit 15 Jahren auf Huawei-Technologie setze, die Teil des 4G-Netzes sei. Die Sicherheitsbehörden des Landes gehen deshalb von einem beherrschbaren Risiko aus.
Huawei begrüßte die britische Entscheidung. Sie werde dem Land eine fortschrittlichere, sicherere und kostengünstigere Telekom-Infrastruktur bringen, erklärte Top-Manager Victor Zhang.
Johnson hofft nach Brexit auf Handelsabkommen mit Trump
5G soll dank extrem schneller Reaktionszeit eine Kommunikation praktisch in Echtzeit ermöglichen. Das gilt als wichtige Voraussetzung zur Fernsteuerung von Industrieanlagen oder Roboterautos.
Zugleich steckt in 5G-Netzen viel mehr Computertechnik auch in Infrastruktur wie Antennen drin, was sie anfälliger für Spionage und Sabotage machen kann. Einige Experten warnen deshalb auch, dass in der 5G-Infrastruktur die Grenze zwischen einem besonders schützenswerten Kernnetz und weniger gefährdeten Randbereichen verschwimmt.
Großbritannien hofft auf ein lukratives Handelsabkommen mit den USA nach dem Austritt aus der Europäischen Union. Der Streit um Huawei könnte die Verhandlungen im Vorfeld erheblich belasten.
Eine mögliche Beteiligung des Unternehmens in Großbritannien war unter anderem auch in Johnsons Konservativer Partei auf Widerstand gestoßen. So hatte der Parlamentarier Tom Tugendhat gewarnt, eine Beteiligung des Konzerns wäre vergleichbar mit „der Erlaubnis, den Fuchs in den Hühnerstall zu lassen“. Auch in Deutschland wird seit Monaten darüber diskutiert, ob Huawei vom 5G-Ausbau in Deutschland ausgeschlossen werden soll. Am Mittwoch will die EU-Kommission Sicherheitsempfehlungen für die Mitgliedsländer vorstellen. (dpa, AFP)