Was lernt man an der Agentenschule?: BND und Verfassungsschutz bilden gemeinsam aus
Observieren, Verfolger abschütteln, Informationen beschaffen: Inlands- und Auslandsnachrichtendienst schulen an einem neuen Zentrum angehende Agenten.
Lange hatten die Mitarbeiter von BND und Verfassungsschutz wenig miteinander zu tun. Der deutsche Auslandsgeheimdienst und dem Inlandsnachrichtendienst kochten ihr eigenes Süppchen, es herrschte eine gewisse Skepsis gegenüber dem jeweils anderen. Doch nun soll es bei den Mitarbeitern einen Mentalitätswandel geben - durch ein gemeinsames Ausbildungszentrum für Agenten.
Auf dem Gelände der BND-Zentrale in Berlin-Mitte ist am Dienstag das neue Zentrum für Nachrichtendienstliche Aus- und Fortbildung (ZNAF) eingeweiht worden. In Betrieb ist es schon seit 2018. Hier lernen die Studierenden und Auszubildenden von BND und Verfassungsschutz das nachrichtendienstliche Handwerk. Wie zu hören ist, stieß diese gemeinsame Laufbahnausbildung für den gehobenen und mittleren Dienst in Nachrichtendienstkreisen auch auf Widerstände. Mehr als zehn Jahre hat es von der Idee - der Impuls kam aus dem Vertrauensgremium des Bundestages - bis zur Eröffnung gedauert.
Training vor der Videokamera
Doch was lernen die angehenden Agenten dort eigentlich? Die wichtigsten Bereiche sind Beschaffung und Auswertung. Sie lernen also, wie sie an Informationen kommen und wie sie sie analysieren können. Zur Beschaffung kann auch gehören, eine menschliche Quelle zu treffen, ihr Aufträge zu geben und von ihr die wichtigen Informationen zu bekommen - Abschöpfen nennt sich das. Am ZNAF gibt es ein Videoaufzeichnungsstudio. Dort üben die Auszubildenden Gesprächssituationen mit ihrem Fachlehrer. Geschult werden sie auch in nachrichtendienstlicher Psychologie: Wie erkennt man die Motivation einer Person? Welche Gesprächstechniken führen zum Erfolg? Die lässt sich die Zuverlässigkeit einer Person beurteilen? Und woran erkennt man, ob jemand lügt?
In Laboren erfahren die Auszubildenden, wie sie chemische Substanzen analysieren können. Und auf der Straße werden sie in Observationstechniken geschult. Dabei geht es nicht nur darum, eine Person unauffällig zu beschatten, sondern auch darum, zu erkennen, ob man selbst verfolgt wird und gegebenenfalls diese Person abzuschütteln. Zudem müssen die Auszubildenden und Studierenden rechtlich sattelfest sein und die Grenzen ihrer Befugnisse zu kennen.
Neben den gemeinsamen Fächern gibt es aber auch besondere Schwerpunkte für Verfassungsschutz und BND. So haben die späteren Mitarbeiter des Verfassungsschutzes zusätzlich einen Fokus auf politischen Extremismus und Spionage-Abwehr, während sich die BND-Auszubildenden stark auf Sprachen konzentrieren. Ebenfalls am Standort lernen die Studierenden des Masterstudiengangs „Intelligence und Security Studies “, der im Juli eröffnet wurde.