Nachfolger von Kardinal Marx: Bischofskonferenz wählt Georg Bätzing
Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz will die Kirchenreform vorantreiben. Er bekannte sich umgehend zum "Synodalen Weg".
Der Amtswechsel selbst war unspektakulär: Reinhard Kardinal Marx rückte einen Platz nach rechts. Dann nahm Georg Bätzing, der 58 Jahre alte Bischof von Limburg, zum ersten Mal auf dem Stuhl des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Platz. Am Dienstag hatten ihn die 68 anwesenden Bischöfe und Weihbischöfe im Erbacher Hof von Mainz zum Nachfolger von Marx gewählt. Damit haben sie in verschiedener Hinsicht ein Signal der Kontinuität gesetzt: Denn als Marx von 2002 bis 2008 Bischof von Trier war, war Bätzing dort Regens des Priesterseminars und engagierte sich in der Organisation der Heilig Rock-Wallfahrt. Beide kennen und schätzen sich. Beide arbeiteten schon eng zusammen. „Georg, du bist dran“, sagte Marx, als er in der Pressekonferenz zur Bekanntgabe des neuen Vorsitzenden das Mikrophon an seinen Nachfolger weiterreichte. Marx hatte im Februar angekündigt, dass er für eine Wiederwahl nicht bereitstehe. Jüngere sollten zum Zuge kommen.
Doch „dran“ ist Bätzing in Wirklichkeit schon eine ganze Weile: 2016 wurde er als Nachfolger des prunksüchtigen Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Bischof von Limburg gewählt. Er kündigte damals an, nicht in das mit überbordendem Luxus ausgestattete Bischofshaus einzuziehen. Heute hat Bätzing nicht nur das Bistum erfolgreich aus den Schlagzeilen gebracht. Er hat es auch neu profiliert, als Zentrum der kirchlichen Reformbewegungen in Deutschland. In Frankfurt am Main, der wichtigsten Stadt seiner Diözese, findet der „Synodale Weg“ statt, ein nach der Missbrauchsstudie von 2018 ins Leben gerufenes Dialogforum, bei dem Bischöfe und Laien über Sexualmoral, die Rolle von Frauen, Macht in der Kirche und das Bild des Priesters beraten. „Dafür stehe ich ganz und gar“, sagte Bätzing am Dienstag.
Im kommenden Jahr wird in der Bankenmetropole auch der dritte Ökumenische Kirchentag stattfinden. Bätzing hatte sich 2019 in einem theologischen Papier für die bislang nur in seelsorgerlichen Ausnahmefällen mögliche wechselseitige Teilnahme von evangelischen und katholischen Christen an Eucharistie und Abendmahl ausgesprochen. Auch für eine Aufhebung des Pflichtzölibats und eine Neubewertung gleichgeschlechtlicher Beziehungen durch die katholische Kirche plädierte Bätzing in der Vergangenheit. Den von Marx eingeschlagenen Reformkurs wird der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz also wohl fortsetzen. Das sieht auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt so, zu dessen Diözese große Teile Brandenburgs gehören: „Ich weiß, dass Bischof Bätzing für eine Erneuerung der Arbeitsweise der Bischofskonferenz steht“, sagte Ipolt dem Tagesspiegel. „Darum ist seine Wahl für unsere Alltagsarbeit sicher hilfreich und zukunftsträchtig.“
Die Frauen erwarten einen Kurswechsel
Die Baustellen, die Marx ihm hinterlassen hat, bleiben aber. Es gebe „nicht immer ein einmütiges Miteinander“ unter den Bischöfen, sagte Bätzing am Dienstag. Die Meinungen in der Konferenz seien sehr disparat, oft auseinanderklaffend. Möglich, dass der als Vermittler und Versöhner bekannte Bätzing hier etwas ändern kann. Doch es geht nicht nur um Gespräche. Auch bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs müssen die Bischöfe wichtige Entscheidungen fällen, zum Beispiel über die von den Betroffenen angemahnten Entschädigungszahlungen. Der Vorsitzende des „Eckigen Tischs“, Matthias Katsch, drohte am Montag gar mit zivilem Ungehorsam. „Wir haben bislang davon abgesehen, Gottesdienste zu stören - das wäre eine Möglichkeit“, sagte er am Montag.
Dann ist da die drängende Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche. Schon im Eröffnungsgottesdienst am Montag nahmen Mitglieder der kirchlichen Frauenbewegung „Maria 2.0“ mit weißen Schals im Mainzer Dom Platz, um für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche zu demonstrieren. Doch während die Frage nach der Zulassung von Frauen zum Priesteramt wohl nur auf der Ebene der Weltkirche in Rom entschieden werden kann, könnten die deutschen Bischöfe schon in diesen Tagen ein Signal setzen. Denn mit dem Vorsitzenden Marx hatte auch der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, der Jesuitenpater Hans Langendörfer, erklärt, für eine weitere sechsjährige Amtsperiode nicht mehr bereitzustehen. Weswegen nun darüber spekuliert wird, ob die Bischöfe in die Nachfolge von Langendörfer im Herbst eine Frau berufen. „Es kommt wirklich auf die Person an“, sagte Marx. „Aber wenn es möglich ist, bin ich sehr dafür: Es ist höchste Zeit, dass wir die Präsenz von Frauen in Führungspositionen vorantreiben.“ Die Meinung von Marx wird auch weiterhin von großer Bedeutung in der Bischofskonferenz bleiben. Am Dienstag gab der neue Vorsitzende Georg Bätzing zu, er habe mit der römischen Kurie keine Erfahrungen.
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