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Georg Bätzing nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in Mainz.
© Torsten Silz / AFP

Reformer führt nun katholische Kirche: Mit Georg Bätzing kann die Bischofskonferenz im Heute ankommen

Er sagt, der Zölibat solle keine Pflicht sein, er bekennt sich zum Synodalen Weg. Bätzing könnte zur treibenden Kraft des Reformprozesses werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das klingt ja schon mal nicht schlecht. Kaum hat Christian Weisner von der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ erklärt, er erhoffe sich „ein uneingeschränktes und energisches Bekenntnis zum Synodalen Weg“, sagt der neue Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz, dafür stehe er „ganz und gar“. Wenn Georg Bätzing, der Limburger Oberhirte, das ernst meint, dann wird er auch den einen oder anderen Streit mit dem Vatikan nicht fürchten.

Mehr noch, Bätzing redet gottlob nicht drum herum. Neben dem Reformprozess des Systems Kirche, der allein schon vom Titel her fast evangelisch anmutet – synodal nämlich –, ja auch ein bisschen basisdemokratisch, ist natürlich das Vorgehen im Blick auf die „schrecklichen Verbrechen des Missbrauchs“ ein weiterer Schwerpunkt. So sagt es Bätzing, und aus diesen klaren Worten erwachsen Anforderungen an ihn.

Die er offensichtlich nicht scheut. Hoffentlich nicht. Denn einfach wird das alles wohl kaum. Aber Bätzing, ein Mann, der sich selbst immer weiterentwickeln und dabei Menschen entwickeln wollte, ist zum Ausgleich begabt. Das hat sich nicht erst im Bistum Limburg gezeigt, das einige Unruhe hinter sich hatte, bevor Bätzing kam.

Laienverbände erwarten mehr als kosmetische Änderungen

Vorgänger Kardinal Reinhard Marx hat Bätzing gefördert, und vielleicht sieht Marx in dem 58-Jährigen die treibende Kraft, die es jetzt braucht. Immerhin ist der Reformprozess eine mühselige Angelegenheit. Die Auseinandersetzungen werden nicht geringer werden, in der Bischofskonferenz und darüber hinaus. Die Laienverbände erwarten schließlich mehr als kosmetische Änderungen. Und Bätzing steht im Wort.

Nicht nur, dass er im Synodalen Weg das Forum Sexualmoral (mit) leitet. Vergangenes Jahr hat er gesagt: Der Zölibat der Priester, also die Ehelosigkeit, sollte keine Pflicht, sondern künftig freiwillig sein. Der Zölibat als Lebensform bleibe jedoch weiterhin wertvoll, denn so habe Jesus gelebt. In diesen Sätzen liegt ein schönes Kompromissangebot auch an den noch zögernden Papst.

Am Rande: Dass die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler seine Cousine ist, kann sich noch segensreich auswirken. Ist sie doch auch geschiedene wiederverheiratete Katholikin und wird darum dem Bischof viel heutige Lebenswelt nahebringen.

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