Amazonas-Synode im Vatikan beendet: Bischöfe empfehlen in Ausnahmefällen Priesterweihe von Verheirateten
Auch Verheiratete sollen Priester werden können – aber nur in der Regenwaldregion. Ein anderes Problem geriet bei der Synode dadurch in den Hintergrund.
Für die einen sind es Trippelschritte in die Moderne, andere sehen die gesamte Kirche in Gefahr: Die Bischofssynode im Vatikan hat sich für die umstrittene Priesterweihe von verheirateten Männern ausgesprochen - allerdings nur in Ausnahmefällen und nur für eine bestimmte Region. Die Synode endete am Sonntagmorgen mit einer Messe im Petersdom.
Bei der Frage nach Frauen in geistlichen Ämtern bleibt das Abschlussdokument vage
Bei dem Treffen über die Amazonas-Region stimmte die Mehrheit der Teilnehmer am Samstag dafür, dass in der Regenwaldgegend „geeignete und anerkannte Männer“ geweiht werden können, auch wenn sie eine Familie haben. Zugleich stellte Papst Franziskus eine neue Diskussion über Frauen in Weiheämtern in Aussicht.
Eine Synode fasst keine verpflichtende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlungen. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu. Bei dem jetzigen Treffen in Rom diskutierten Bischöfe und Fachleute aus Südamerika und anderen Teilen der Welt drei Wochen über die besonderen Herausforderungen der Kirche im Amazonas-Gebiet und die dortige Umweltzerstörung. Für Zündstoff hatte aber vor allem die Frage der sogenannten „Viri probati“ gesorgt: Also tugendhafte Männer, die geweiht werden könnten, um den Priestermangel in der Amazonas-Region zu bekämpfen.
Konservative Kritiker von Franziskus sehen darin einen Angriff auf den Zölibat - die Pflicht zur Ehelosigkeit bei Priestern - und die Kirche in ihrer Gesamtheit. Die deutschen Kardinäle Walter Brandmüller und Gerhard Ludwig Müller gehörten dabei zu den lautesten Querschlägern. Brandmüller sah ein „Grüppchen von Ideologen“ am Werk, die den Zölibat zu Fall bringen wollten. Zuvor hatte er sogar von „Häresie“ gesprochen. Müller warnte vor einem „Umbau der Weltkirche“ und einer „Abrissbirne“. Die Synode stand damit für diesen internen Richtungskampf der katholischen Kirche.
In dem Abschlussdokument, das am Samstag verabschiedet wurde, bekam der Punkt über die verheirateten Männer erwartungsgemäß die meisten Gegenstimmen. Auch wenn Synodenteilnehmer wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ein ums andere Mal betonten: „Die Abschaffung des Zölibats ist nie ein Thema gewesen.“
Priestermangel gibt es nicht nur im Amazonas-Gebiet
Doch einen Spalt öffnet der Vorschlag dennoch. So steht auch im Abschlussdokument: Einige Teilnehmer hätten sich dafür ausgesprochen, das Thema auf „universaler“ Ebene anzugehen. Priestermangel gibt es schließlich nicht nur im Amazonas-Gebiet, sondern auch in Ländern wie Deutschland. Wenn auch nicht so extrem, dass nur einmal im Jahr die Messe gefeiert werden kann.
Zweiter heikler Punkt: Dürfen Frauen zu Diakoninnen geweiht werden? Zwar sprachen sich die Synodenteilnehmer blumig für mehr Anerkennung der Frau und für mehr Frauen in Führungspositionen aus - bei der Frage nach Frauen in geistlichen Ämtern bleibt das Abschlussdokument jedoch vage.
Über das Abschlussdokument durften nur die 181 Männer abstimmen
Doch Franziskus sagte, es solle noch einmal untersucht werden, wie das Frauendiakonat in der Urkirche aussah. Eine 2016 eingesetzte Kommission war da zu keinem klaren Urteil gekommen und soll nun mit neuen Personen besetzt werden. Für sich spricht auch die Tatsache, dass über das Abschlussdokument nur 181 Männer abstimmen durften - obwohl auch mehr als 30 Frauen bei der Synode dabei waren.
„Die Erfahrung auf der Synode hat gezeigt, dass es ein langwieriger Prozess ist, im Vatikan Veränderungen zu erzeugen“, sagte Birgit Weiler, deutsche Synodenteilnehmerin und missionsärztliche Schwester in Peru. „Frauen sollten auf Synoden auch ein Stimmrecht haben. Es gibt keinen Grund, warum das nicht so sein könnte.“
Über all das gelang das ursprüngliche Thema der Synode in den Hintergrund: Die Umweltzerstörung im Amazonas, die Abholzung des Regenwaldes, der Klimawandel, die Ausbeute indigener Völker, die Gier nach Geld von Großkonzernen und Politikern. Zuletzt verdeutlichten die fatalen Brände im Regenwald, dass es hier nicht um ein regionales Problem geht, sondern die ganze Welt betrifft. „Wenn wir den Amazonas zerstören, zerstören wir die Erde“, sagte der angesehene Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, der bei der Synode als Redner auftrat. Auch Marx betonte, die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“ beschränkt werden. Denn das Überleben der Menschen stehe im Zentrum. „Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde.“ (dpa)