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US-Soldaten in Afghanistan im Juni 2019.
© THOMAS WATKINS / AFP
Update

Zum 20. Jahrestag des 11. September: Biden will wohl alle US-Truppen aus Afghanistan abziehen

Die USA wollen sich laut einem Medienbericht innerhalb der nächsten Monate vollständig aus Afghanistan zurückziehen.

Dass die gesetzte Deadline nicht eingehalten werden könnte, hatte sich abgezeichnet. Bis zum 1. Mai sollten alle US-Truppen aus Afghanistan abgezogen sein, so hatte es noch Donald Trump, Joe Bidens Vorgänger im Weißen Haus, nach einer Übereinkunft mit den Taliban verfügt. Doch dieser Zeitplan war zunehmend in Zweifel gezogen worden, auch von Biden selbst, obwohl der neue Präsident die generelle Auffassung teilt, dass sich Amerika aus seinem bisher längsten Kriegseinsatz zurückziehen soll.

Nun gibt es offenbar ein neues endgültiges Abzugsdatum, eines von enormer symbolischer Bedeutung: Wie die "Washington Post" unter Berufung auf mit den Planungen vertraute Quellen berichtet, will US-Präsident Biden am Mittwoch erklären, dass alle US-Truppen bis zum 11. September 2021 aus Afghanistan abgezogen werden sollen - also bis zum 20. Jahrestag von 9/11, den Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington, die den Afghanistan-Einsatz auslösten und für die das Terrornetz Al Qaida verantwortlich gemacht worden war.

Biden hatte schon vor Wochen Zweifel an der Deadline geweckt

Vor wenigen Wochen hatte Biden bei seiner ersten offiziellen Pressekonferenz als US-Präsident erklärt, dass er nicht davon ausgehe, dass amerikanische Soldaten im kommenden Jahr noch in Afghanistan stationiert sein würden. „Wir werden gehen. Die Frage ist nur, wann“, hatte er da erklärt. Der 1. Mai sei möglicherweise aus „taktischen Gründen“ schwierig einzuhalten.

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Unter Trump hatte Washington mit den Taliban den Abzug bis zum 1. Mai vereinbart. Im Gegenzug gingen die Taliban mit der Regierung in Kabul direkte Friedensgespräche ein, die seit September im Golfemirat Katar laufen. Diese brachten allerdings bisher kaum nennenswerte Fortschritte.

Mit der neuen Deadline bleiben nun tausende US-Soldaten vier Monate länger in dem zentralasiatischen Land. Nach offiziellen Angaben sind derzeit noch mehr als 3000 US-Soldaten vor Ort.

Dazu kommen rund 7000 weitere Soldaten, die meisten davon Nato-Truppen. Auch die Bundeswehr ist beteiligt. Der Deutsche Bundestag hat gerade erst die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes von bis zu 1300 Soldaten bis 31. Januar 2022 beschlossen. Die Taliban haben mit einer neuen Anschlagswelle auf US- und Nato-Einheiten gedroht, wenn das ursprüngliche Abzugsdatum nicht eingehalten werde. Biden hofft den Angaben zufolge, eine Eskalation zu vermeiden, indem er ein konkretes neues Abzugsdatum nennt.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und Außenminister Antony Blinken sind in dieser Woche zu Gesprächen nach Europa gereist. Erwartet wird, dass die beiden Minister die neuen Pläne der US-Regierung mit den Nato-Verbündeten diskutieren werden.

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