US-Demokrat siegt im US-Wahl-Drama: Biden will „Präsident für alle Amerikaner“ sein
Er ist alles andere als ein Visionär. Doch Biden hat den Amerikanern ein unmissverständliches Angebot gemacht - und steht nun als Sieger über Trump da.
Der US-Demokrat Joe Biden hat nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl versprochen, ein „Präsident für alle Amerikaner“ zu sein. Er sei geehrt, ausgewählt worden zu sein, "unser großartiges Land anzuführen", schrieb Biden am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Arbeit, die vor uns liegt, wird hart sein, aber ich verspreche euch: Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein - ob ihr für mich gestimmt habt oder nicht." Er werde dem Vertrauen gerecht werden, das in ihn gesetzt worden sei.
Bidens künftige Vize-Präsidentin, Kamala Harris, schrieb im Online-Dienst Twitter ebenfalls, dass viel Arbeit vor ihnen liege. "Lasst uns anfangen", hob sie hervor. Zugleich verwies Harris darauf, dass es bei dieser Wahl um sehr viel mehr als um Biden oder sie gehe. "Es geht um die Seele Amerikas und unseren Willen, dafür zu kämpfen."
Nach tagelangem Warten hatten eine ganze Reihe von großen US-Sendern den Demokraten Biden am Samstag zum Sieger der US-Präsidentschaftswahl ausgerufen. Biden gewann demnach den Schlüsselstaat Pennsylvania mit seinen 20 Wahlleuten - und damit auch die gesamte Wahl. Amtsinhaber Donald Trump erkennt den Wahlsieg aber nicht an. Trump erklärte, Biden stelle sich "fälschlicherweise" als Sieger dar und werde dabei von seinen "Medien-Verbündeten" unterstützt.
Der 77-Jährige Kandidat der Demokraten setzte sich laut Berechnungen des Datenanbieters Edison Research und des Senders CNN am Samstag im Bundesstaat Pennsylvania durch und errang damit mehr als die erforderlichen 270 Wahlleute. Der Republikaner Trump hat damit rechnerisch keine Chance mehr, weitere vier Jahre im Weißen Haus zu regieren.
Allerdings hat er seit der Wahlnacht vehement den Vorwurf des Wahlbetrugs erhoben. Obwohl er keine Belege für seine Behauptungen lieferte, reichten seine Anwälte zahlreiche Klagen ein. "Diese Wahl ist noch lange nicht vorbei", erklärte Trump, nachdem Biden zum Wahlsieger ausgerufen wurde.
Trump gibt sich nicht geschlagen
Pennsylvania war der Schlüssel zu Bidens Wahlerfolg. Der Bundesstaat stellt in dem sogenannten Wahlkollegium, das den Präsidenten bestimmt, 20 Wahlleute. Der Demokrat kam damit auf 273 Wahlleute, für einen Sieg brauchte er mindestens 270. Trump stand bei 214 Stimmen. Aus einigen Bundesstaaten lagen noch keine endgültigen Ergebnisse vor, doch wegen des Siegs in Pennsylvania ist Biden nicht mehr einzuholen.
Bereits Stunden zuvor hatte Biden die Amerikaner auf seine Präsidentschaft eingestimmt und zur Einheit aufgerufen. Es sei an der Zeit, als Nation zusammenzukommen und zu heilen, sagte Biden am Freitagabend (Ortszeit) in Wilmington im Bundesstaat Delaware. "Es wird nicht einfach, aber wir müssen es versuchen." Zorn und Dämonisierung müssten überwunden werden.
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Trump gab sich jedoch längst noch nicht geschlagen. In einer offiziellen Mitteilung des Weißen Hauses kündigte er am Freitag weitere Rechtsschritte an und unterstrich: "Ich werde niemals aufgeben, für euch und unsere Nation zu kämpfen." Zuvor stellte er erneut ohne Belege zu liefern die Behauptung auf, die Wahl werde ihm "gestohlen". Am Samstag kündigte er an, sein Wahlkampfteam werde am Montag weitere juristische Schritte einleiten.
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Bidens Ansprache war ursprünglich als Siegesrede geplant. Doch die Auszählung der Stimmen dauert auch vier Tage nach der Wahl an. Hintergrund ist eine außergewöhnlich hohe Briefwahlbeteiligung. Viele Amerikaner wollten sich wegen der Coronavirus-Pandemie am Wahltag selbst nicht in lange Schlangen stellen, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Biden kündigte an, gleich am ersten Tag seiner Amtszeit mit der Umsetzung eines Plans zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie beginnen zu wollen. "Wir können in den kommenden Monaten viele Leben retten", sagte er. Die USA sind weltweit am stärksten von dem Coronavirus betroffen. Zuletzt gab es über 129.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Zahl der Todesfälle nach einer Infektion stieg auf über 236.250. Trump steht auch wegen seines Umgangs mit der Pandemie in der Kritik. (AFP/Reuters)