Saudi-Arabien und Deutschland: Berlin und Riad legen diplomatische Krise bei
Deutschland und Saudi-Arabien wollen ihre Beziehungen nach einer diplomatischen Eiszeit wieder normalisieren - ein richtiger Schritt, sagt ein Experte.
Deutschland und Saudi-Arabien haben ihre diplomatische Krise nach zehn Monaten beigelegt. Außenminister Heiko Maas (SPD) und sein saudischer Amtskollege Adel al Dschubair verständigten sich am Dienstag bei einem Gespräch am Rande der UN-Vollversammlung in New York darauf, dass der im November 2017 abgezogene saudische Botschafter nach Deutschland zurückkehrt.
Saudi-Arabien hatte dafür zur Voraussetzung gemacht, dass Maas sein „ernsthaftes Bedauern“ über ein zurückliegendes „Missverständnis“ ausdrückt. Gemeint ist eine Äußerung des damaligen Außenministers Sigmar Gabriel (SPD), der Saudi-Arabien im November „Abenteurertum“ im Nahen Osten vorgeworfen hatte. Maas sagte nun: „Wir hätten klarer in unserer Kommunikation und in unserem Engagement sein sollen, um solche Missverständnisse zwischen Deutschland und dem Königreich zu vermeiden.“
Saudi-Arabien hatte nach der Gabriel-Äußerung verärgert seinen Botschafter abgezogen und eine Entschuldigung der Bundesregierung gefordert. Zudem bekam der neue für Riad vorgesehene deutsche Botschafter zuletzt keine Akkreditierung. Von deutscher Seite hieß es, dass sowohl die Akkreditierung als auch die Rückkehr des saudischen Botschafters nun für die nächsten Wochen erwartet werde. Maas plant zudem eine baldige Reise nach Saudi-Arabien.
Die diplomatische Krise hatte auch die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen massiv belastet. Deutsche Unternehmen klagten zuletzt zunehmend über ausbleibende Aufträge.
Sebastian Sons hält die Annäherung beider Länder für einen wichtigen Schritt. „Der Hinweis auf ,Missverständnisse‘ ist sowohl für die Regierenden in Berlin als auch die Führung in Riad eine gesichtswahrende Lösung, die die Wogen geglättet hat“, sagt der Saudi-Arabien-Experte. „Wenn jetzt die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden, ist das für alle Beteiligten sinnvoll.“
Die Golfmonarchie sei nun mal ein wichtiger Partner in der Region, nicht zuletzt wirtschaftlich. Dass dürfe aber nicht bedeuten, strittige Themen wie den Krieg im Jemen oder Menschenrechtsverletzungen künftig außen vor zu lassen. „Seit dem Abzug des saudischen Botschafters gab es jedoch überhaupt keine Gesprächskanäle. Nun ist das wieder anders. Das ermöglicht es der deutschen Seite, Heikles anzusprechen – hinter verschlossenen Türen und nicht undiplomatisch in aller Öffentlichkeit.“ (Ch.B./dpa)