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Beate Zschäpe schwieg am Mittwoch auch zu ihrem Antrag, ihre Verteidigerin zu entlassen.
© Michaela Rehle/dpa
Update

209.Tag im NSU-Prozess: Beate Zschäpe will Verteidigerin durch Mannheimer Anwalt ersetzen

Der NSU-Prozess in München erlebt den nächsten Eklat: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hat beantragt, ihre Anwältin Anja Sturm von der Verteidigung zu entbinden. Offenbar soll sie durch einen Mannheimer Anwalt ersetzt werden.

Wieder ein Eklat im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München: die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hat am Mittwoch beantragt, ihre Anwältin Anja Sturm von der Verteidigung zu entbinden. Zschäpe habe den Antrag außerhalb der Hauptverhandlung gestellt, sagte der Vorsitzende Richter des 6. Strafsenats, Manfred Götzl, am Vormittag nach einer längeren Unterbrechung. Einen Grund für den Entbindungsantrag nannte Götzl nicht. Zschäpe selbst äußerte sich, wie üblich, nicht. Auch Anwältin Sturm gab keine Erklärung ab. Sturm wird nun vermutlich dem Gericht eine Stellungnahme schicken. Götzl unterbrach die Hauptverhandlung, sie soll kommenden Dienstag fortgesetzt werden.

Anwältin Sturm war als letzte zu dem Verteidigerteam gestoßen

Nach Informationen des Tagesspiegels plant ein Anwalt aus Mannheim, in die Verteidigung von Zschäpe einzusteigen. Der Jurist wollte das allerdings nicht kommentieren. Es bleibt zudem offen, ob Götzl Zschäpes Begründung akzeptiert und bereit ist, Sturm zu entpflichten. Und wie dann die Co-Verteidiger reagieren würden. Zschäpe wird von drei Anwälten vertreten. Neben Sturm sind das bislang Wolfgang Heer - die beiden betreiben in Köln eine gemeinsame Kanzlei - und Wolfgang Stahl aus Koblenz. Sturm war 2012 im Ermittlungsverfahren als letzte zu dem Verteidigerteam gestoßen, da Zschäpe offenbar auch von einer Frau vertreten werden wollte.

Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe vor, bei den zehn Morden und weiteren schweren Verbrechen der Terrorzelle NSU die Mittäterin gewesen zu sein. Außerdem hat mutmaßlich Zschäpe am 4. November 2011 die Wohnung in Zwickau angezündet, in der sie mit den NSU-Mördern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gelebt hatte.

Nachdem Götzl verkündet hatte, Zschäpe wolle Sturm von der Verteidigung entbinden lassen, beantragte Heer, die Hauptverhandlung für den ganzen Tag zu unterbrechen. „Wir sehen die Erfordernis einer eingehenden Beratung mit unserer Mandantin“, sagte Heer. Mehrere Anwälte von Nebenklägern widersprachen. „Wir können mit zwei Verteidigern locker weiter verhandeln“, sagte Anwalt Bernd Behnke. Nur ein Vertreter der Nebenkläger unterstützte Heer. Götzl verkündete dann nach einer weiteren Pause, die Verhandlung werde für diesen Tag, es war der 209. im NSU-Prozess, unterbrochen und am Dienstag fortgesetzt. Ursprünglich sollten an diesem Mittwoch zwei Zeugen gehört werden, einer kam allerdings gar nicht erst nach München.  

Vor knapp einem Jahr war es bereits beinahe zum Bruch zwischen Zschäpe und den Anwälten gekommen. Am 16. Juli, es war der 128 Verhandlungstag, ließ Zschäpe in der Mittagspause über einen Polizisten dem Strafsenat mitteilen, sie habe kein Vertrauen mehr zu ihren Pflichtverteidigern. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl unterbrach die Verhandlung und verlangte von Zschäpe eine schriftliche Begründung. Die ging einige Tage später  war aber so dünn, dass Götzl keinen Anlass sah, die Verteidiger zu entpflichten. Der Prozess ging weiter, Zschäpe schien sich mit ihren Anwälten wieder zusammenzuraufen. Doch der Konflikt schwelte offenbar immer noch.  Außerdem nahm Zschäpe im Spätsommer Kontakt zu dem Anwalt aus Mannheim auf, der sie auch in der JVA München besuchte.

Zschäpe soll es zunehmend schwerfallen, ihren Prozess schweigend durchzustehehen

Zschäpe ist angesichts der langen Verhandlungsdauer – der Prozess begann vor mehr als zwei Jahren – offenkundig zermürbt. In den vergangenen Monaten wurde sie mehrmals krank, meist handelte es sich um psychosomatische Beschwerden. Dass Zschäpe instabil ist, ergab auch ein  Gutachten des Münchner Psychiaters Norbert Nedopil, der im März im Auftrag von Richter Götzl mit Zschäpe gesprochen hatte. Sie sei „am Ende“ und fühle sich im Gerichtssaal „wie in einem Kriegsgebiet“. Zschäpe gab zu, dass die Fassade des Schweigens bröckle und sie nicht mehr in der Lage sei, ihre Gesichtszüge zu kontrollieren. Außerdem äußerte sie sich kritisch über ihre Verteidiger. Sie meinte, auf ihre Anwälte aufpassen zu müssen, weil es sonst schon zu Fehlern in der Verteidigung gekommen wäre.

Zschäpe machte deutlich, dass es ihr schwer fällt, den Prozess schweigend durchzustehen. Die Anwälte sind gegen eine Aussage, allerdings hat Zschäpe auch schon seit ihrer Festnahme am 8. November 2011 keine Angaben zu  ihren fast 14 Jahren im Untergrund mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gemacht

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