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Beate Zschäpe und Anwalt Mathias Grasel beim NSU-Prozess in München.
© dpa

Neuer Anwalt im NSU-Prozess: Beate Zschäpe vertraut nur Mathias Grasel

Beate Zschäpe muss im NSU-Prozess ihre drei Pflichtverteidiger behalten. Der neue, vierte Anwalt Mathias Grasel spielt dennoch eine wichtige Rolle.

Es ist ein sonderbarer Kontrast. Beate Zschäpe redet im Saal A 101 des Oberlandesgerichts München auf den jungen Anwalt ein, doch der bewegt sich kaum. Mathias Grasel neigt ein wenig den Kopf, er spricht selten. Das scheint die Mandantin nicht zu irritieren. Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess redet nur mit Grasel. Die drei anderen Pflichtverteidiger werden ignoriert – obwohl Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm schon seit dem Ermittlungsverfahren die mutmaßliche Komplizin der NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt vertreten.

Dass Zschäpe am Freitag erneut mit einem Antrag zur Ablösung der drei Anwälte keinen Erfolg hatte, wird den Streit kaum entschärfen. Grasel bleibt Zschäpes Favorit. Auch wenn er im Prozess kaum eine Frage stellt.

Dass der Vorsitzende Richter Manfred Götzl Anfang Juli einen Nobody wie Grasel in den monströsen Prozess am Oberlandesgericht München geholt hat, dürfte weniger in den Talenten des Anwalts begründet sein. Der 31-jährige Münchner ist eher eine Art Notnagel in dem Jahrhundertverfahren zu den Verbrechen der Terrorzelle NSU.

Sollte sich Götzl doch noch veranlasst sehen, Zschäpes Dauerkonflikt mit Heer, Stahl und Sturm durch eine Entlassung der drei zu beenden, wäre Grasel der einzige Verteidiger. Ohne ihn müsste das Verfahren gegen Zschäpe von dem der vier Mitangeklagten getrennt und der Prozess wieder aufgerollt werden.

Beate Zschäpe sollte offenbar ruhig gestellt werden

So dient Grasels Bestellung vor allem der Sicherung des Verfahrens. Nebenbei sollte Zschäpe offenbar ruhig gestellt werden. Das ist bislang nicht gelungen.

Offenbar mit Hilfe Grasels hat Zschäpe die anderen Verteidiger sogar mit einer Strafanzeige wegen Verletzung der Schweigepflicht attackiert. Der Vorwurf war jedoch so dürftig begründet, dass die Staatsanwaltschaft gar nicht erst ermittelte. Dennoch könnte die Anzeige ein strategischer Schachzug gewesen sein, da sie Zschäpes Mangel an Vertrauen in Heer, Stahl und Sturm unterstreicht.

Ist Grasel demnach cleverer, als es die steifen Auftritte vermuten lassen? Er lässt sich jedenfalls, wie er nach seiner Beiordnung verkündete, von einem „renommierten Strafverteidiger mit langjähriger Erfahrung“ unterstützen. Es handelt sich offenbar um den Münchner Anwalt Hermann Borchert, die beiden sitzen in einer Kanzlei. Fraglich bleibt, warum Borchert, der Zschäpe schon länger kennt, selbst lieber nicht in den NSU-Prozess eingestiegen ist.

Eine Chronik des NSU-Prozesses lesen Sie hier.

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