Gleichstellung: Barley will Frauenquote für Vorstände
In den Aufsichtsräten wirkt die Quote. Doch insgesamt sind Frauen in Führungspositionen der Unternehmen unterrepräsentiert. Das ändert sich nur langsam.
Frauenministerin Katharina Barley (SPD) will mit einer Quote dafür sorgen, dass Frauen in Unternehmensvorständen nicht mehr drastisch unterrepräsentiert sind. Der Frauenanteil in den börsennotierten Unternehmen in Deutschland liegt derzeit nur bei 6,1 Prozent, wie ein aktueller Bericht der Bundesregierung zu Frauen und Männern in Führungspositionen zeigt. „Wenn sich in den Vorstandsebenen nichts ändert, wird um eine feste Quote nichts herumführen“, sagte Barley. Wenn es nach ihr gehe, müsse sich ein solches Instrument „auf jeden Fall“ im Koalitionvertrag der nächsten Bundesregierung wiederfinden.
Positive Zwischenbilanz
Seit dem 1. Januar 2016 gilt eine Quote für Aufsichtsräte für die 105 börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen in Deutschland. Wird ein Aufsichtsratsposten neu besetzt, muss ein Frauenanteil von 30 Prozent angestrebt werden. Die SPD-Politikerin Barley zog eine positive Zwischenbilanz dieser Regelung. In den letzten beiden Jahren sei der Frauenanteil in den betroffenen Aufsichtsräten von 22,9 auf 27,3 Prozent gestiegen. Die männlich dominierten Strukturen seien „in Bewegung geraten“, sagte Barley. Im Geschäftsjahr 2016 waren laut dem Bericht von den insgesamt 1556 Aufsichtsratsposten 423 mit Frauen besetzt.
Die feste Quote strahle auch positiv in die Unternehmen hinein, lobte Barley. Von den Unternehmen, die unter den Anwendungsbereich der festen Quote fallen, hätten sich knapp 93 Prozent eine Steigerung des Frauenanteils auch auf anderen Führungsetagen vorgenommen, heißt es in dem Bericht. Dies sei der Beginn eines „Kulturwandels“. Nur 58 Prozent aller anderen Unternehmen seien dieser Verpflichtung nachgekommen. Doch ob die guten Vorsätze auch eingehalten wurden, ist nicht klar, da die Unternehmen nur ihre Zielvorgaben veröffentlichten, aber keine Angaben zum Ist-Zustand machten.
Zu wenig Teilzeit
Bei den meisten Unternehmen wird die oberste Führungsetage vorerst auch weiter in Männerhand bleiben. Nur wenige Unternehmen setzten sich in der gesetzten Frist bis zum 30. Juni 2017 das Ziel, überhaupt eine Frau für den Vorstand zu gewinnen. Knapp 70 Prozent der Unternehmen gaben hier die Zahl Null an. Barley kritisierte, dies sei auf Dauer „nicht hinnehmbar“. Die Frauenministerin beklagte außerdem, es gebe zu wenig Führungspositionen in Teilzeit. Teilzeitbeschäftigung sei für Frauen heute zu oft noch ein „Karrierekiller“. Der öffentliche Dienst müsse hier mit gutem Vorbild vorangehen, mahnte die SPD-Politikerin.
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