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Seit mehr als 40 Jahren im Maximilianeum: Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU).
© Andreas Gebert/dpa

"Mutter des Bayerischen Landtags": Barbara Stamm - das Gegengewicht zu Söder

Sie schlug sich auf die Seite von Horst Seehofer, doch auch dessen Nachfolger braucht sie dringend: Landtagspräsidentin Barbara Stamm denkt ans Aufhören. Ein Porträt.

Was soll bloß aus der CSU werden? Erst schicken sie den Horst Seehofer ins Austragshäuserl, wie man im Bayerischen sagt. Und nun will auch die „Mutter des Landtags“ nicht mehr als CSU-Vize kandidieren. Barbara Stamm war das immerhin ein Vierteljahrhundert lang.

In Umfragen die Beliebteste

Die 73-Jährige sitzt seit sage und schreibe 41 Jahren im Maximilianeum, seit neun Jahren als Präsidentin. Sie war unter Edmund Stoiber Sozial- und Gesundheitsministerin, eine Zeit lang auch stellvertretende Regierungschefin. In Umfragen rangiert sie als beliebteste Politikerin weit vor allen Mannsbildern im Freistaat. Von Münchner Oberbürgermeistern mal abgesehen, die allerdings schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr von der CSU gestellt werden.

Dass die Landtagspräsidentin mit Seehofer kann, wurde nicht erst offenbar, als sie von diesem nach überstandenem Showdown in der Fraktion so gedrückt wurde, dass ihr die Brille zerbrach. Bei den Attacken der Söder-Truppe zuvor hatte sich Stamm vehement auf die Seite des Angegriffenen geschlagen. Sie könne sich „nicht vorstellen, dass wir in dieser schwierigen Zeit auf Horst Seehofer verzichten können“, tat sie kund. Erinnerte an dessen „große Verdienste um die CSU“. Warf den Söderisten vor, den „menschlichen Aspekt“ zu vernachlässigen. Warnte vor Schaden für die Partei.

Kümmerin mit Herz

Seehofer wiederum nahm die Würzburgerin zur Überraschung mancher und statt seines Finanzministers Markus Söder mit zu den Jamaika-Sondierungen nach Berlin. Dann berief er sie in größter Not mit den CSU-Altvorderen Edmund Stoiber und Theo Waigel in ein Nachfolge-Beratertrio, das am Ende aufgrund der sich überstürzenden Ereignisse aber gar nicht zum Zuge kam. Die resolute Landtagspräsidentin steht dem Parteichef schließlich auch inhaltlich nahe. Barbara Stamm ist die alte christlich-soziale Union, die Kümmerin mit Herz. Und mit all dem vielleicht genau das, was sich der typische CSU-Traditionalist so von einer Frau in der Politik erwartet.

Die gelernte Erzieherin engagiert sich nebenher bei Katholiken und in der Behindertenarbeit. Sie ist aktiv bei Schwangerenberatung und rumänischer Kindernothilfe, in Altenpflege- und Hospizdiensten. Sie war elf Jahre lang Chefin der CSU-Familienkommission. Und sie lieferte im Maximilianeum vor aller Augen auch einen familiären Vorgeschmack auf Schwarz-Grün: Dass ihre Tochter Claudia dort acht Jahre für die Grünen Politik machte (seit März ist die 47-Jährige fraktionslose Abgeordnete ) hat das Verhältnis der beiden offenbar kaum belastet.

Söder wünscht sich, dass Stamm nochmal für den Landtag kandidiert

Ob die Mutter von drei Kindern nächstes Jahr nochmal für den Landtag kandidieren will, ist offen. Söder hat bereits signalisiert, dass er sich das „sehr wünschen“ würde. Das ist kein Wunder: Wenn der designierte Ministerpräsident wie angekündigt im rechten Spektrum fischt, um die AfD zu schwächen, wird er für die christlich-liberale Klientel ein Gegengewicht ihres Schlages dringend benötigen.

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