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Trauer in Charleston. Die US-Elite reist an diesem Freitag zur Beerdigung an - und versucht, dem Rassismus zu begegnen.
© AFP

Nach dem Attentat in Charleston: Barack Obama hält Trauerrede für Pfarrer Clementa Pickney

Die politische Führung der USA kommt nach South Carolina um der Opfer des Angriffs in einer Kirche zu gedenken. Antworten auf den gewaltsamen Rassenhass aber hat keiner.

An diesem Freitag kehrt Barack Obama nach Charleston zurück.  Der US-Präsident war seit seiner Wahlkampftour 2007 nicht mehr hier. Damals sprach er vor 1500 Leuten an einer Highschool, lunchte mit 150 Menschen, die 1000 Dollar dafür gezahlt hatten. Es war nicht irgendein Ort auf seiner Reise ins Weiße Haus. „Unsere Kampagne wurde nicht in den Hallen Washingtons ausgebrütet“, sagte er Abend seiner Wahl, dem 4. November 2008. „Sie begann in den Hinterhöfen Des Moines und den Wohnzimmern von Concord und den Front-Veranden von Charleston“. 150 Menschen, die 1000 Dollar für ein Mittagessen mit ihm hier in South Carolina zahlten wollten, das habe ihm Hoffnung gemacht, er könne tatsächlich gewinnen. Seine Wahl vor sechseinhalb Jahren dann hatte Hoffnung gesät, Amerika könnte in ein Zeitalter ohne Rassenhass eintreten. Heute kommt Barack Obama hierher, um eine Trauerrede für Pastor Clementa Pinckney zu halten.
First Lady Michelle Obama wird dabei sein, Vize-Präsident Joe Biden. Sie kannten, genauso wie Obama, Pinckney persönlich, der mit acht anderen Schwarzen vergangenen Mittwoch in seiner Kirche von einem 21-jährigen weißen Rassisten erschossen wurde. Der Kongress in Washington hat für Freitag alle Termine abgesetzt, damit eine große Delegation an der Trauerfeier um 11 Uhr (Ostküstenzeit, 17 Uhr Mitteleuropäische Zeit) am „College of Charleston“ teilnehmen kann. Mehrere Duzend Abgeordnete, auch der Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, werden anreisen. Absehbarerweise schließen sich ihm noch viele weitere politische Führer der Vereinigten Staaten an. Es ist ein Symbol dafür, wie tief das Massaker von Charleston das Land erschüttert.

Die Konföderiertenflagge soll verschwinden

Die republikanische Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, forderte am Montag stattdessen einen Beschluss ihres Kongresses, die Flagge vom Grund des Capitols von South Carolina zu entfernen. Nachdem diese zuvor gezögert hatten, dem wachsenden Druck nachzugeben, stellten sich zahlreiche Republikaner und republikanische Präsidentschaftskandidaten hinter die Forderung Haleys. Haley ist eher dem Tea-Party-Spektrum zuzurechnen.  Es war, als löste ihre Initiative eine republikanische Blockade im Umgang mit dem rassistischen Anschlag von Charleston. Zuvor hatte schon der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney die Forderung getweetet: „Nehmt die Konföderiertenflagge vom SC Kapitol. Für viele ist sie ein Symbol des Rassenhasses. Entfernt sie um die Charleston-Opfer zu ehren“. „Guter Punkt, Mitt“, kommentierte Barack Obama in einem eigenen Tweet.

Inzwischen steht eine breite gesellschaftliche Koalition gegen ein Symbol, das nicht nur aus den Zeiten der Sklaverei stammt, sondern auch vom Ku Klux Klan verwendet wurde. Aber dem Kirchenmassaker folgte, wie bei jedem Amoklauf oder Massaker in den USA auch die Waffendebatte. „Äußerungen des Mitgefühls sind nicht genug“ tweetete der US-Präsident, und rief in seiner Stellungnahme nach den Morden einmal mehr nach schärferen Waffenkontrollen. Nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Grundschule in Connecticut im Dezember 2012 hatten die Senatoren Pat Toomey (Republikaner) und Joe Manchin (Demokrat) schon einmal einen Kompromis zu strengeren Checks für Waffenkäufer ausgearbeitet. Sie waren im Kongress gescheitert. Jetzt wollen die beiden einen neuen Versuch unternehmen. Aber zugleich gab der Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker, ein potenzieller Präsidentschaftskandidat, seine Pläne bekannt, zwei Gesetze zu unterzeichnen, die Waffenkäufe und das Waffentragen in seinem Bundesstaat erleichtern.

Am Montag dieser Woche sprach ein ernüchterter Präsident in einem Podcast-Interview. Das Vermächtnis der Sklaverei, sagte Obama, sei Teil der amerikanischen DNA. In einem Tabubruch griff Obama sogar zu dem Wort „Nigger“ aus: „Es ist nicht nur eine Frage unhöflich zu sein, wenn man Nigger sagt“. Obamas Worte zeigen viel der Wut, die den US-Präsidenten jetzt umtreibt. Was die Waffengesetze angehe, sagte Obama, erwarte er auch nach dem Massaker von Charleston keine Wende.

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