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Viele trauten Donald Trump keine ideologische Eigenständigkeit zu und sahen seinen "Chefstrategen" Stephen Bannon als dessen Einflüsterer.
© Carlos Barria/Reuters

Trump feuert Bannon: Bannon geht, das Dunkel bleibt

Bannon verlässt das Weiße Haus, doch Trump bleibt Trump. Was die Entlassung des Chefstrategen bedeutet. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Mephisto ist gefeuert. Stephen Bannon, bis Freitag „Chefstratege“ des US-Präsidenten, verlässt das Weiße Haus. Was heißt das für Trumps Präsidentschaft?

Zu kaputt zum reparieren: So sah Stephen Bannon die USA

Der düstere Einflüsterer: Das war das Bild, das von Bannon gezeichnet wurde. Und Bannon liebte die Dunkelheit. „Darkness ist good – die Dunkelheit ist gut“, hat er einmal gesagt. Der ehemalige Chef der rechtsgerichteten Webseite „Breitbart“ wähnte den Westen in einer Phase der Dekadenz, zu Ruinen verkommen durch Liberalismus und Immigration, nicht mehr zu retten. Zerstören und neu aufbauen müsse man das Land, das sah er als seine Aufgabe an und sich selbst als Hüter der Reinheit der Ideologie in einer Regierung, die stets bedroht war, vom „System“ infiziert zu werden. Bannon, das war Trumps gereckte Faust nach der düsteren Antrittsrede („America First"), das waren der „Muslim Ban“ und die Medienhatz. Als Trump das Klimaabkommen aufkündigte, saß er in der ersten Reihe.

Doch dass es nach Bannon Licht wird im Weißen Haus, dass quasi eine neue Aufklärung beginnt, dass die moderaten Realpolitiker übernehmen und eine normale republikanische Präsidentschaft beginnt, ist unwahrscheinlich. Bannon ist nicht der einzige dunkle Ideologe im Beraterkreis Trumps, erst kürzlich, im Zuge von Trumps Weigerung, die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville zu benennen, gerieten auch Mitarbeiter wie Stephen Miller und Sebastian Gorka in das Licht der Öffentlichkeit.

Donald Trump war Isolationist, Sexist, Macho, Narzisst lange bevor er Stephen Bannon traf

Und dann bleibt Trump selbst. Sein Isolationismus, sein Frauenhass, seine Verachtung für Minderheiten und Intellektuelle, seine Gier, seine Haltung gegen den Freihandel, sein Nullsummendenken, sein außenpolitischer Machismo sind durch Jahrzehnte öffentlicher Äußerungen gut belegt. Sie reichen in Zeiten zurück, lange bevor Trump Bannon je traf. Trump mag zu erratisch für eine kompakte Ideologie sein, zu opportunistisch für echten Hass, aber auch als Nihilist, Narzisst und Isolationist bleibt er eine Gefahr – für Amerika und die Welt. Trump meinte mit „America First“ vielleicht nicht alles, was Bannon darunter verstand – aber die Schnittmenge war stets ausreichend groß. Man kann erwarten, dass Trump diese Agenda weiter verfolgen wird. Trump hasste es, als Marionette seines Beraters dargestellt zu werden. Sein eigener Gestaltungswille ist groß. Und schließlich wird Bannon auch als Außenstehender den Druck der kleinen, aber bedeutenden Gruppe der Rechtsaußenwähler aufrecht erhalten.

Trump wird also wahrscheinlich auch ohne Bannon Trump bleiben. Aber die Welt wird in den nächsten Wochen ein besseres Gespür dafür bekommen, wie viel Bannon der Präsident auch ohne Bannon ist.

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