Neue Vorwürfe gegen Grünen-Kandidatin: Baerbock soll sich für ihr Buch auch bei Joschka Fischer bedient haben
Die Abschreib-Affäre der Grünen-Ko-Chefin weitet sich aus: Die „Bild“ berichtet, Baerbock habe Zitate des Ex-Außenministers benutzt, ohne die Quellen zu nennen.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat einem Bericht der "Bild" zufolge Passagen aus einem Interview des ehemaligen Außenministers Joschka (Grüne) für ihr Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" verwendet, ohne dies kenntlich zu machen.
Fischer gab im Dezember 2020 der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) ein Interview. Das Blatt stellt die Passagen gegenüber.
Demnach hieß es in dem Fischer-Interview: "Dieses Projekt war nie energiepolitisch, sondern immer geopolitisch motiviert seitens Russlands. Das Ziel war die Umgehung der Ukraine und Osteuropas, nicht Gaslieferungen nach Westeuropa.“ In dem Buch findet demnach auf Seite 202 folgendes Zitat: "Diese Pipeline war seitens Russlands nie energiepolitisch, sondern immer geopolitisch motiviert. Das Ziel ist die Umgehung der Ukraine und Osteuropas, es sind nicht die Gaslieferungen nach Westeuropa."
Die "Bild" verweist noch auf ein anderes Fischer-Zitat: "Ohne Deutschland aber wird es kein Europa geben, das als Macht seine Interessen im 21. Jahrhundert vertreten kann." Baerbock schreibt demnach auf Seite 203: "Ohne das stärkste europäische Industrieland wird es kein Europa geben, das als Macht im 21. Jahrhundert seine Werte und Interessen vertreten kann."
Das Blatt schreibt weiter, der Chefredakteur der NZZ Deutschland, Marc Felix Serrao, habe sich erstaunt über dieses Vorgehen geäußert und gesagt: "Als Redaktion sind wir es eigentlich gewohnt, dass man uns mit Quellenangabe zitiert. Davon abgesehen freuen wir uns, dass Frau Baerbock die Berichterstattung der NZZ so aufmerksam verfolgt."
Offenbar auch aus Zeitschrift abgeschrieben
Die "Bild" berichtet weiter, die Grünen-Kanzlerkandidatin sei auch bei einem Beitrag der Zeitschrift "Internationale Politik" ähnlich verfahren und zitiert auch hier die entsprechenden Stellen.
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Baerbock selbst forderte nach den Plagiatsvorwürfen gegen sie mehr Fairness im Bundestagswahlkampf. Es gebe "Beharrungskräfte, die Veränderung verhindern und sachliche Debatten über die besten Ideen für unser Land überdecken wollen", sagte Baerbock den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France". "Ich finde es wichtig, dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren – vor allem über die großen Zukunftsfragen."
Baerbock wies die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch zurück. "Es ist gerade keine Doktorarbeit", betonte die Ko-Chefin der Grünen.
Sie führte aus, in dem Buch stünden die "großen politischen Fragen" im Mittelpunkt: "die Klimakrise, die Zukunft von Kindern und Familien, der Zusammenhalt in der Gesellschaft". In all diesen Feldern müsse Deutschland sich erneuern. "Diese letzten Wochen haben gezeigt, dass es Kräfte in unserem Land gibt, die diese Erneuerung nicht wollen", sagte Baerbock.
Wissenschaftler machte Baerbock Vorwürfe
Auf die Frage, ob sie ihr Buch selbst geschrieben habe, sagte sie den Funke Medien: "Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen. Grundlage waren Transkripte von langen Interviews, die mit mir geführt wurden."
Der Medienwissenschaftler Stefan Weber hatte Baerbock mehrere wörtliche Übernahmen in ihrem neuem Buch vorgeworfen. Weber sprach dabei von Urheberrechtsverletzungen. Die Grünen entgegneten der Kritik, bei den beschriebenen Passagen handele es sich um allgemein zugängliche Fakten oder bekannte grüne Positionen.
Baerbock spricht von Fake News
Baerbock sieht sich als Opfer von Fake News über ihre Person, wie sie in dem Funke-Interview sagte. "Zum Beispiel wurde in Frage gestellt, ob ich in London überhaupt einen Studienabschluss gemacht habe."
Die Kanzlerkandidatin der Grünen steht seit Wochen in der Kritik. So musste sie nachträglich dem Bundestag Nebeneinkünfte melden und ihren im Internet veröffentlichten Lebenslauf korrigieren. Derzeit haben sowohl Baerbock als auch ihre Partei mit rückläufigen Umfragewerten zu kämpfen. (Tsp, AFP)