Deutliche Unterschiede bei Online-Hetze: Baerbock drei Mal so oft wie Laschet von Hass überzogen
Die Analyse einer Million Facebook-Posts zeigt: Die Grünen und ihre Chefin sind Hauptziel russischer Einmischung. Doch zwei Personen werden noch mehr gehasst.
Vor allem die Grünen sind laut einer Analyse des „Spiegel“ Opfer von Hasskampagnen und Desinformations-Attacken in sozialen Netzwerken. Zwar seien auch andere Parteien betroffen, dem Magazin zufolge jedoch in deutlich geringerem Maße. Noch krasser sei der Unterschied bei den Angriffen auf die jeweiligen Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten, von denen sich überproportional viele gegen Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock richteten.
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Für die Analyse wertete der „Spiegel“ nach eigenen Angaben knapp eine Million öffentlicher Facebook-Kommentare aus 341 extrem rechten und verschwörungsideologischen Gruppen aus. Daraus seien etwa 50.000 Beiträge herausgefiltert worden, die potenziell strafbaren Hass beinhalten würden. Von ihnen richteten sich demnach:
- 174 gegen die SPD
- 265 gegen die CDU
- und 1535 gegen die Grünen.
Bezogen auf die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten untersuchte der „Spiegel“ rund 75.000 Beiträge aus denselben Gruppen, in denen die Betroffenen erwähnt wurden.
- Baerbock wurde demnach in 63.000 der Fälle attackiert,
- Unions-Kandidat Armin Laschet in 21.000 Fällen
- und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz nur in gut 4000 Fällen.
Noch vor Baerbock lagen allerdings als Ziel von Attacken allerdings laut „Spiegel“ Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU). Beide bewerben sich aber nicht oder nicht mehr um die Regierungsführung.
Die Grünen seien außerdem „das Hauptziel russischer und chinesischer Einmischungsversuche“, zitiert der "Spiegel" den Geschäftsführer des Thinktanks European Values aus Prag, Jakub Janda. Dieser äußerte die Erwartung, dass solche Attacken bis zur Wahl noch zunehmen dürften.
Auch das Bundesinnenministerium hat dem Magazin zufolge beobachtet, dass der russische Staatssender RT DE seit der Nominierung Baerbocks zur Grünen-Kanzlerkandidatin im April „schnell und mehrfach sowohl die Kandidatin als auch den Programmentwurf ihrer Partei zum Gegenstand einer rhetorisch verschärften Berichterstattung gemacht“ habe. Dies gehe aus einem vertraulichen Papier des Ministeriums für die Innenministerkonferenz im Juni hervor.
„Es ist unfassbar, wie viele Lügen über uns im Netz kursieren und wie viel Hass und Hetze uns entgegenschlagen“, sagte dazu Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner dem „Spiegel“. Insbesondere seit der Verkündung der Kandidatur Baerbocks sei ein „ganz neues Ausmaß“ zu spüren. (AFP)