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Noch nie zuvor hat ein arabischer Außenminister das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besucht: Abdullah bin Zayed aus den Emiraten (Zweiter von links) mit seinen Kollegen Gabi Askenazi (ganz links) und Heiko Maas.
© imago images/photothek

Historisches Treffen in Berlin: Außenminister von Israel und den Emiraten besuchen Denkmal für ermordete Juden

Lange waren sich Israel und die Emirate spinnefeind. Nun nähern sie sich an. In Berlin fand das erste Treffen ihrer Außenminister statt. Das hat Gründe. 

Es darf wohl als besondere Auszeichnung gelten. Und als Zeichen, dass Deutschlands diplomatisches Gewicht im Nahen und Mittleren Osten etwas zählt. Zumindest scheinen das Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate so zu sehen. Denn das erste Treffen der Außenminister des jüdischen Staats und der Golfmonarchie fand in Berlin statt – und begann mit einer bedeutsamen Geste.

Israels Außenminister Gabi Ashkenazi, sein emiratischer Kollege Scheich Abdullah bin Zayed und Gastgeber Heiko Maas (SPD) besuchten am Dienstag das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Noch nie zuvor hatte der Chefdiplomat eines arabischen Landes den Gedenkort mit dem Stelenfeld offiziell besichtigt und damit die Millionen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gewürdigt. Der Besuch Scheich Abdullah bin Zayeds gilt als Zeichen dafür, dass die VAE den zentralen Stellenwert des Holocaust für den Staat Israel anerkennen.

Mitte September hatten Israel und die Emirate auf Vermittlung Washingtons ein Friedensabkommen unterzeichnet. Auch Bahrain scherte kurze Zeit später aus der Liste arabischer Staaten aus, die den jüdischen Staat so lange boykottieren wollen, bis dieses einen unabhängigen Palästinenserstaat zulässt. Weitere arabisch-muslimische Staaten bereiten sich darauf vor, diesem Beispiel zu folgen. Die Verhandlungen des israelischen und emiratischen Regierungsvertreters in deutschen Hauptstadt sind das bisher höchstrangigste Treffen von Vertretern beider Staaten. 

Hat seine Annexionspläne für palästinensisches Gebiet vorerst zurückgestellt: Premier Benjamin Netanjahu bei der Bekanntgabe des Friedensabkommens mit den Emiraten.
Hat seine Annexionspläne für palästinensisches Gebiet vorerst zurückgestellt: Premier Benjamin Netanjahu bei der Bekanntgabe des Friedensabkommens mit den Emiraten.
© REUTERS

„Es ist eine große Ehre, dass der israelische und der emiratische Außenminister Berlin als Ort für ihr historisches erstes Treffen gewählt haben“, sagte Außenminister Maas. Es sei den beiden Kollegen auch persönlich dankbar, dass sie Deutschland dieses Vertrauen entgegenbringen. Der Friedensschluss zwischen Israel und den Emiraten sei „seit Langem die erste gute Nachricht im Nahen Osten – und zugleich eine Chance für neue Bewegung im Dialog zwischen Israelis und Palästinensern“. Das allerdings sehen die meisten Experten anders. Sie gehen davon aus, dass die Sache der Palästinenser längst ins Hintertreffen geraten ist.

Die deutsche Außenpolitik setzt dennoch darauf, dass die Dynamik der Entwicklung eine weitere Entspannung in der Region ermöglicht. 

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Deutschland sei der Bitte Israels und der Emirate gerne nachgekommen, das Treffen in Berlin zu organisieren, hieß es denn auch aus dem Auswärtigen Amt. Und das Engagement wird goutiert. „Deutschland ist nicht nur ein enger Freund Israels, sondern auch ein wichtiger Akteur in der Weltdiplomatie“, sagt Aaron Sagui, Gesandter der israelischen Botschaft in Berlin. „Warum sollte die Bundesregierung nicht auch eine größere Rolle im Nahen Osten spielen?“ Deutschland sei in der Region ein respektierter politischer und wirtschaftlicher Partner, der sich bekanntermaßen für den Frieden dort einsetze.

Dennoch ist allen Beteiligten und Beobachtern klar: In der ersten Reihe steht Deutschland dann doch nicht. Im Nahen Osten geben nach wie vor die USA den Ton an. Das ist auch der Fall, wenn es darum geht, die Beziehungen zwischen der arabisch-muslimischen Welt und Israel zu normalisieren. Zwar bemüht sich Benjamin Netanjahu als Regierungschef des jüdischen Staates seit geraumer Zeit darum, die Konfrontation mit den früheren Erzfeinden zu beenden. Sein Motto: Frieden gegen Frieden hat die einstige Doktrin Land gegen Frieden abgelöst. Zumindest Teile der arabischen Welt sind gewillt, ihm darin zu folgen.

Aber es ist kein Geheimnis, dass Donald Trump und seine Administration die einstigen Kontrahenten sehr wohl drängen, endlich aufeinander zuzugehen. Viele Länder werden mit Hilfe von US-Emissären geradezu bearbeitet und gelockt, damit sie dem Beispiel der Emirate folgen.

Historisches Treffen am Ort der Geschichte: Außenminister Heiko Maas (Mitte) mit seinen Kollegen aus Israel, Gabi Ashkenazi (links), und den Emiraten, Abdullah bin Zayed, am Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Historisches Treffen am Ort der Geschichte: Außenminister Heiko Maas (Mitte) mit seinen Kollegen aus Israel, Gabi Ashkenazi (links), und den Emiraten, Abdullah bin Zayed, am Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
© dpa

Der Sudan zum Beispiel. Von verschiedenen Seiten wird übereinstimmend berichtet, dass amerikanische und sudanesische Regierungsbeamte intensiv verhandeln. Noch gibt es zwar keine Vereinbarung über eine Anerkennung Israels durch das geopolitisch und geostrategisch wichtige afrikanische Land. Doch es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Übereinkunft steht. Und eine Frage des Geldes.

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Denn die Herrscher in Khartum erwarten als Gegenleistung für ihr Entgegenkommen von Washington Hilfszahlungen in Milliardenhöhe. Daran dürfte das Projekt kaum scheitern. Denn aus Sicht der USA und Israels kommt dem Sudan auch in anderer Hinsicht eine besondere Bedeutung zu: Nach dem Sechstagekrieg 1967 schwor die Führung in Khartum, niemals Beziehungen zum jüdischen Staat aufzunehmen. Käme es jetzt zu einer grundlegenden Kursänderung dürfte dies der Region signalisieren, dass an einem normalen Verhältnis zu Israel nichts Anrüchiges mehr ist, sondern dies lediglich den neuen Realitäten im Nahen Osten Rechnung trägt.

Zu diesen Realitäten gehört, dass die Annäherung der einstigen Gegner vor allem der Angst vor dem Iran geschuldet ist. Israel und viele arabische Staaten eint das Ziel, Teherans Hegemoniestreben etwas entgegenzusetzen. Mit den USA wissen die erklärten Feinde der Mullahs einen mächtigen Verbündeten an ihrer Seite. 

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