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Melania Trump soll ihren Mann in Interviews verteidigen.
© Scott Olson/Getty Images/AFP

21 Tage bis zur US Wahl: Ausdehnung der Kampfzone

Hillary Clinton erweitert ihre Offensive in republikanische Staaten und kämpft um die Kongressmehrheit. Trump lässt sich von Ehefrau Melania verteidigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Drei Wochen vor dem Wahltag wandelt sich das strategische Bild. Hillary Clinton agiert offensiv. Donald Trump muss sich verteidigen. Man sieht es an den Staaten, um die sie kämpfen. Am Geld, das sie einsetzen können. An den Themen. Und an den Personen, die für sie auftreten: zum Beispiel Michelle Obama gegen Melania Trump.

Melania gegen Michelle: ein ungleicher Kampf

Michelle Obama hat sich als äußerst effektive Wahlhelferin für Clinton erwiesen. Also bittet die demokratische Präsidentschaftskandidatin die First Lady um den nächsten Einsatz, diesmal in Arizona. In Arizona? Das ist doch ein ziemlich verlässlich republikanischer Staat. Ja, aber so selbstbewusst interpretiert Clinton inzwischen die Karte der politischen Schlachtfelder. Sie meint, sich nicht mehr auf die Verteidigung des traditionell demokratischen Territoriums konzentrieren zu müssen, sondern greift an.

Das tut sie nicht nur in Arizona, sondern auch in Mississippi und Missouri. Und ebenso in Maine und Nebraska. Nicht überall geht es dabei um ihren Präsidentschaftswahlkampf. Sondern um Wahlkreise für die Kongresswahl, die plötzlich nicht mehr außer Reichweite für die Demokraten erscheinen, weil die allgemeine Stimmung sich zu deren Gunsten verschoben hat.

Clinton verschiebt die Karte der Schlachtfelder

Mit ihrer Offensive zwingt Clinton Trump zugleich, seine knappen Mittel zur Verteidigung republikanischen Gebiets einzusetzen, obwohl er die lieber für seine Offensive in demokratischen Staaten eingesetzt hätte. Sie verfügt über weit mehr Spendengelder als er. Und sie investiert sie in ihre künftigen Beziehungen zum Kongress. Sie verpflichtet sich demokratische Kandidaten in umkämpften Wahlkreisen zu Dank, die erst dank ihr eine Chance auf Sieg haben.

Und Trump? Der schickt nun seine Frau Melania in die Fernsehsender. Sie soll ihn gegen den Vorwurf verteidigen, er zeige ein raubtierartiges Verhalten gegenüber Frauen und bedränge sie sexuell. Das sei "nicht der Mann, den ich kenne", behauptet Melania. Solche Worte, die sie da auf dem elf Jahre alten Video vernommen habe

- Trump prahlt, er könne jede Frau auf den Mund küssen, wenn er das wolle, und sogar an die Genitalien fassen, ungestraft, weil er berühmt sei - habe sie noch nie zuvor von ihrem Mann gehört. Im Übrigen sei das nur "boys talk". So reden große Jungs halt untereinander, wenn sie glauben, dass sie unter sich sind und niemand zuhört.

Donald ist für Melania auch nur ein "Boy"

Im Vergleich mit der kraftvollen Rede, die Michelle Obama über Trumps Umgang mit Frauen gehalten hat, wirkt Melania blass. Und erzielt allenfalls ein paar Empathiepunkte. Sie habe halt "zwei Boys at home", einen kleinen und einen großen, ihren Sohn und ihren Mann. Der ist freilich 70 Jahre alt. Und er hört nicht unbedingt auf ihren Rat, gibt sie zu. Ihre Pläne für ihre Rolle als potenzielle First Lady scheinen noch nicht sehr spezifisch: Kinder vor "Cyber bullying" schützen.

Sie klingt, als hätten Berater ihr da was aufgeschrieben.

Trump steckt in einer äußerst schwierigen Phase seiner Kandidatur. Der Aufruhr über sein Frauen-Gerede ist noch nicht vorüber. Und wenn er ein neues Thema sucht, um davon abzulenken wie nun die Behauptung, es drohe Wahlbetrug in den USA, dann hauen viele Medien ihm auch das um die Ohren.

Auch hier hat Trump die Wirkung seines Ablenkungsmanövers offenbar nicht konsequent durchdacht, sondern ist seinem Instinkt gefolgt. Mag sein, dass Millionen Trump-Wähler offene Ohren für solche Verschwörungstheorien haben. Aber er entfremdet sich damit erneut vielen republikanischen Amtsträgern.

Trumps Gerede über Wahlbetrug empört viele Republikaner

Es ist eine beispiellose Misstrauenserklärung gegen alle in den USA, die daran mitwirken, die Wahl in den einzelnen Staaten vorzubereiten und den fairen Ablauf zu überwachen. Das sind Republikaner und Demokaten gleichermaßen. Sie wehren sich verständlicherweise, zum Beispiel Ohio’s republikanischer Secretary of State, Jon Husted. Auch der konservative New Yorker Abgeordnete Peter King, der Trump bisher unterstützte, widerspricht ihm offen in dieser Frage.

Die beiden höchsten Amtsträger der Partei, Speaker Paul Ryan und Mitch McConnell, Fraktionsführer im Senat, reagieren zweideutig. "Unsere Demokratie lebt vom Vertrauen in den Wahlablauf." Eine klare Zurückweisung ist das nicht.

Und Trumps Büchsenspanner verstärken den Betrugsvorwurf, darunter Senator Jeff Sessions, der als Mitglied des Justiz-Ausschusses das Ansehen des Rechtsstaats verteidigen müsste. Und Rudy Giuliani, der Ex-Bürgermeister von New York. Die "New York Times" empört sich: Wer so redet, untergräbt die Demokratie und den Rechtsstaat.

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