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Gedenken an die Opfer von Hanau.
© Boris Roessler/dpa

Rassismus bei Rathjen nicht Hauptmotiv?: Attentäter von Hanau wollte offenbar vor allem Aufmerksamkeit

Tobias Rathjen suchte sich in Hanau Opfer mit ausländischen Wurzeln aus – Berichten zufolge aber nur, um eine Bühne für seine Verschwörungstheorie zu bekommen.

Der Attentäter von Hanau soll entgegen anders lautender erster Einschätzungen nicht in erster Linie von einer rechtsextremen Gesinnung getrieben worden sein. Er habe seine Opfer vielmehr ausgewählt, um möglichst viel Aufmerksamkeit für seine Verschwörungstheorie zu bekommen. Dies berichten WDR, NDR und „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf den Abschlussbericht des Bundeskriminalamtes (BKA), der derzeit in Arbeit sei. Rassismus sei nicht das Hauptmotiv von Tobias Rathjen gewesen, lautet demnach die These der BKA-Ermittler.

Tobias Rathjen erschoss in Hanau neun Menschen

Der 43-jährige Rathjen hatte am 19. Februar neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend wurden er und seine 72-jährige Mutter zu Hause tot aufgefunden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand, dies berichten die Medien, soll Rathjen – während er unterwegs von Tatort zu Tatort war – mit schwarzer Farbe die Adresse seiner Webseite an mehrere Häuserwände in Hanau gesprüht haben. 

Den Medienberichten zufolge geht das BKA davon aus, dass der Sportschütze Rathjen seine Opfer nach rassistischen Kriterien auswählte. Darüber hinaus aber gebe es, so heiße es, keine Indikatoren dafür, dass er ein Anhänger einer rechtsextremistischen Gesinnung war.

Mehr als 100 Videodateien sollen auf dem Computer und Handy des Attentäters sichergestellt worden sein. Nahezu keine Aufnahme sei „tatrelevant“, berichten die Medien weiter. Demnach sollen sich auch keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass Rathjen sich mit Rechtsterrorismus beschäftigt hatte.

Rathjen präsentierte eine krude Verschwörungstheorie

Auf seiner Homepage hatte Rathjen auch ein 24-seitiges Dokument eingestellt, in dem der gelernte Bankkaufmann eine krude Verschwörungstheorie präsentiert: Ein Geheimdienst überwache ihn seit frühester Kindheit, diese „Geheimorganisation“ würde sich in sein Gehirn „einklinken“ und seine Gedanken lesen.

Die Namen der Opfer sind in Hanau auf eine Wand geschrieben.
Die Namen der Opfer sind in Hanau auf eine Wand geschrieben.
© Boris Roessler/dpa

Eine ursprüngliche Version des Textes hatte Rathjen im November 2019 als Anzeige an den Generalbundesanwalt geschickt und darum gebeten, Ermittlungen wegen der angeblichen Geheimdienst-Überwachung einzuleiten. In dem damaligen Schreiben - das nahezu wortgleich ist mit dem späteren Manifest - waren noch keine rassistischen Äußerungen enthalten. Das rassistische Kapitel, in denen es um Ausländer und um Völkermord geht, habe Tobias R. vermutlich erst spät hinzugefügt, soll die Analyse des BKA zum Manifest lauten.

Rathjen soll nicht durch rassistische Äußerungen aufgefallen sein

Wie die Medien weiter berichten, soll Rathjen den Erkenntnissen des BKA zufolge auch keine typisch rechtsextreme Radikalisierung durchlaufen haben. Darauf deuteten auch Zeugenaussagen von Bekannten und ehemaligen Kollegen hin. So soll Rathjen nicht durch rassistische Äußerungen oder Verhalten aufgefallen sein. Einem Nachbarn, einem dunkelhäutigen Mann mit Behinderung, soll er mehrmals geholfen haben, er spielte zudem in einer Fußballmannschaft, deren Spieler überwiegend Migrationshintergrund haben.

Für die Ermittler seien  dies Indikatoren dafür, dass Rechtsextremismus nicht der dominierende Aspekt der Weltanschauung des Täters war. Vielmehr habe er sich in eine Verschwörungstheorie hineingesteigert und so eine Paranoia entwickelt. Sein Manifest endet mit den Worten: "Aus all den genannten Gründen blieb mir also nichts anderes übrig, so zu handeln, wie ich es getan habe, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erlangen." (lem)

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