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Eine alleinerziehende Mutter geht mit ihrem Sohn durch einen Hausflur die Treppe herunter. Es sind vor allem Frauen, die armutsgefährdet sind.
© dpa

Tag zur Beseitigung der Armut: Armut trifft vor allem Frauen

Frauen kümmern sich nicht nur um die Kinder, sondern pflegen meist auch die Alten. Das darf nicht länger eine Ursache für Armut sein.

Im Grunde ist das ein Armutszeugnis für die deutsche Politik. Seit Jahrzehnten ist das Thema adressiert, wird von diversen Minister/-innen im Munde geführt – und dann das: Wohlfahrtsverbände und Organisationen fordern einen stärkeren Kampf gegen die Armut von Frauen in Deutschland.

Tatsache ist: Frauen sind sowohl in jungen Jahren als auch im Alter deutlich stärker armutsgefährdet als Männer. Sagt Barbara Eschen, Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz und Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz. Ehe es nun wieder Diskussionen um den Begriff „Armut“ gibt – dass Frauen sehr viel stärker darum kämpfen müssen, ihre Existenz zu sichern, mindestens das könnte unstrittig sein. Denn auch das sind Tatsachen: Frauen kümmern sich nicht nur um die Kinder, also um die Zukunft unserer alternden Gesellschaft – sie sind es meistens, die ältere Angehörige pflegen.

Was das bedeutet, sollte nach dem Wahlkampf jedem, wohlgemerkt: jedem, klar sein. Wer Angehörige pflegt, muss dafür oft seinen Job reduzieren, was die Rente mindert. Noch mehr mindert die Rente, wenn der Job gleich ganz aufgegeben werden muss. Die Folge: Altersarmut. 2,7 Millionen Menschen über 65 sind schon davon betroffen.

Betreuung darf nicht länger Ursache für Armut sein

Frauen wirken dazu noch ehrenamtlich in Kitas und Schulen mit, im Sport und in sozialen Initiativen. Barbara Eschen erklärt, Frauen brächten „über die Hälfte mehr Zeit unentgeltlich in die Sorgearbeit ein als Männer“. Und was ist der Dank? Genau, neben deutlich geringeren Renten auch noch „schlechte Rückkehrchancen in den Beruf und prekäre Arbeitsverhältnisse“.

Die Nationale Armutskonferenz ist ein Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Fachverbänden und Selbsthilfeorganisationen. Sie ruft vor dem beschriebenen Hintergrund jetzt dazu auf, Armut von Frauen in Deutschland nicht länger hinzunehmen und Taten sprechen zu lassen.

Das ist auch ein Appell an mögliche Koalitionäre, die sich wie beispielsweise die Grünen über Jahre selbst als emanzipatorische Kraft angepriesen haben. Aber auch eine frühere Frauenministerin wie Angela Merkel dürfte sich bei diesen Forderungen angesprochen fühlen: mehr Vollzeitjobs und gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. Berufe, in denen vorwiegend Frauen arbeiten wie im Einzelhandel oder im Sozial- und Gesundheitswesen, sollten dringend finanziell aufgewertet werden.

Darüber hinaus, sagen die Verbände, dürfe die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen „nicht länger die Ursache dafür sein, in Armut zu geraten“. Gefordert wird ein „angemessener Familienlastenausgleich“ im Steuer-, Sozial- und Familienrecht. Das Ehegattensplitting soll durch eine Individualbesteuerung mit einem übertragbaren Grundfreibetrag ersetzt und eine neue bedarfsdeckende einheitliche Geldleistung für alle Kinder geschaffen werden.

Hintergrund der Forderungen ist übrigens der internationale Tag zur Beseitigung von Armut an diesem Dienstag.

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