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Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter
© dpa

Vor der Urwahl: Anton Hofreiter will 2017 Spitzenkandidat der Grünen werden

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter will seine Partei als einer von zwei Spitzenkandidaten in die Bundestagswahl 2017 führen. Wer zum Spitzen-Duo gehören wird, entscheidet die Parteibasis in einer Urwahl.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter will bei der Bundestagswahl 2017 als Spitzenkandidat für seine Partei antreten. „Ja, ich möchte kandidieren. Wenn es so weit ist, werde ich offiziell meine Bewerbung für die Urwahl einreichen“, sagte er der „taz“. Der 45-Jährige sagte, er stehe für grüne Kernthemen wie Klimaschutz, eine ökologische Agrarwende und internationale Solidarität. Er habe als Biologe vor seiner Politiklaufbahn viele Länder bereist und wisse, wie ungerecht es auf der Welt zugehe. Außerdem habe er keine Angst vor Auseinandersetzungen. "Progressive Politik muss sich trauen, große Ziele gegen Widerstand durchzusetzen. Dieses Angebot möchte ich den Grünen machen", sagte er.

Bei den Grünen entscheiden die 61 000 Mitglieder über die Spitzenkandidaten

Die Grünen wollen ihre rund 61 000 Mitglieder über die beiden Spitzenkandidaten für 2017 entscheiden lassen. Die Partei hatte bei der Bundestagswahl 2013 erstmals ein Spitzen-Duo per Urwahl bestimmt. Ein Platz ist dabei für eine Frau vorgesehen.

Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gilt als gesetzt

Für den Frauen-Platz gilt Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt als "gesetzt". Die 49-jährige Politikerin aus Thüringen, die bereits 2013 Spitzenkandidatin war, hat vor kurzem ihre Kandidatur angekündigt. Um den zweiten Platz zeichnet sich hingegen Konkurrenz ab: Im Sommer hatte der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck seine Bereitschaft erklärt, Spitzenkandidat zu werden. Auch Parteichef Cem Özdemir gilt als möglicher Anwärter auf diesen Posten. Er will allerdings erst nach seiner Wiederwahl auf dem Parteitag in zwei Wochen bekannt geben, ob er sich ebenfalls bewerben wird.

Hofreiter ist der erste Bewerber vom linken Flügel

Hofreiter ist der erste Vertreter des linken Parteiflügels, der sich bewirbt. Parteifreunde hatten ihn in den vergangenen Monaten zu einer Kandidatur gedrängt, damit am Ende nicht nur prominente Vertreter aus dem Realo-Lager zur Wahl stehen.

Die Partei sucht nach einem glaubwürdigen Öko für die Spitze

Während Göring-Eckardt im Wahlkampf für das Thema Gerechtigkeit stehen soll, sucht die Partei noch nach einem Spitzenkandidaten, der den Öko-Part übernimmt. Der promovierte Biologe Hofreiter könnte dafür ebenso zur Verfügung stehen wie Schleswig-Holsteins Umweltminister Habeck. Parteichef Özdemir hingegen kann für sich reklamieren, dass er im Moment der bekannteste Spitzen-Grüne ist. Auch wenn manche in der Partei genervt sind von seinen gelegentlichen Alleingängen, gestehen sie ihm doch zu, dass er auf Markplätzen reden kann und Talkshow-erfahren ist. Der türkisch-stämmige Schwabe steht mit seiner Biographie außerdem dafür, wie sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Noch ist offen, ob auch Parteichef Cem Özdemir kandidieren wird

Doch noch gilt es als nicht endgültig ausgemacht, dass Özdemir kandidieren wird. Manche in der Partei halten es für möglich, dass er wie bei der Bundestagswahl 2013 verzichtet. Damals war Ex-Umweltminister Jürgen Trittin die unangefochtene Nummer eins in der Partei. Andere wiederum glauben, dass Özdemir - wenn er sein Standing in der Partei nicht verlieren wolle - dieses Mal um den Spitzenplatz zu kämpfen müsse. "Er kann sich nicht wieder hinter anderen verstecken", sagt ein Parteifreund.

Sollte Özdemir nicht antreten, würden damit vermutlich Habecks Chancen auf die Spitzenkandidatur steigen. Der promovierte Philosoph, der vor dem Wechsel in die Politik gemeinsam mit seiner Frau Romane schrieb, gibt sich gerne unangepasst und verspricht "Politik mit ein bisschen Rock'n'Roll". Er bedient die Hoffnungen derjenigen bei den Grünen, die mit dem aktuellen Führungsquartett nicht zufrieden sind. Andererseits hat auch Hofreiter, dessen Start als Fraktionschef eher holperig verlaufen war, mittlerweile an Format gewonnen.

Urwahl soll Ende 2016 beginnen

Ende 2016 soll mit der Urwahl begonnen werden, Anfang 2017 werden die beiden Spitzenkandidaten feststehen. Für Überraschungen ist die Grünen-Basis immer wieder gut: So bewarben sich beim letzten Mal gleich mehrere prominente Grünen-Frauen um die Spitzenkandidatur für 2013. Für viele unerwartet konnte sich Göring-Eckardt gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen. Sie warf die damaligen Partei- und Fraktionschefinnen Claudia Roth und Renate Künast aus dem Rennen.

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