zum Hauptinhalt
Feine Sahne Fischfilet auf der Bühne.
© imago/HMB-Media

Punkband Feine Sahne Fischfilet: „Antifaschisten, die Mucke machen“

Einst geriet die Punkband Feine Sahne Fischfilet mit Neonazis aneinander. Heute zeigt sie eine Tendenz zum Mainstream.

Punk stand nie im Verdacht staatstragend zu sein. Deshalb kann es die Punkband Feine Sahne Fischfilet vielleicht sogar als Auszeichnung verstehen, plötzlich im Mittelpunkt einer Debatte zu stehen, die mit einem Facebook-Posting des Bundespräsidenten begann. Frank-Walter Steinmeier hatte die Einladung zum „#wirsindmehr“-Konzert geteilt, mit dem neben den Toten Hosen, Marteria und Casper auch Feine Sahne Fischfilet am Montag in Chemnitz ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollten.

Die „Bild“-Zeitung schlug Alarm: „Warum wirbt Steinmeier für linksradikale Rocker?“. Denn die aus Mecklenburg stammenden Punkrocker zogen einst mit ihrem Song „Staatsgewalt“ gegen die Gewaltenteilung zu Felde: „Die Bullenhelme, die sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.“ Das Stück stammt von 2009, auch wegen dieser Gewaltfantasie stand die Band bis 2016 im Verfassungsschutzbericht. Gegründet hatten die Gruppe 2007 fünf Schulfreunde in der mecklenburgischen Kleinstadt Demmin. Sie verstehen sich bis heute als „Antifaschisten, die Mucke machen“.

Aus demselben Milieu wie die Widersacher

In den dünn besiedelten Ecken des deutschen Nordostens waren NPD und Rechtsrock auf dem Vormarsch, bei Konzerten gerieten Feine Sahne Fischfilet mit Neonazis aneinander. Zum Erfolg der Band dürfte beigetragen haben, dass sie demselben Milieu entstammen wie ihre Widersacher. Sänger Jan „Monchi“ Gorkow gehörte zur gewaltbereiten Ultra-Fanszene von Hansa Rostock und verbrachte einige Zeit in Jugendgewahrsam. Von ihrem Song „Staatsgewalt“ distanzieren die Musiker sich heute. Sie spielen ihn nicht mehr. „Er ist uns schlicht zu platt“, sagt Gorkow.

Inzwischen folgen Feine Sahne Fischfilet dem Weg, den viele Punkbands vor ihnen gingen: Raus aus der Rebellion, rein in den Mainstream. „Ich kann immer noch nicht singen / Und spiel’ jetzt bei Rock am Ring“, wundert Gorkow sich im Hit „Alles auf Rausch“. Sie traten auf Großfestivals auf, der Schauspieler Charly Hübner widmete ihnen den Dokumentarfilm „Wildes Herz“, mit dem Album „Sturm & Dreck“ gelang ihnen Anfang des Jahres der Sprung auf Platz 3 der deutschen Charts. Vor zwei Jahren war schon einmal über die Ausrichtung der Band gestritten worden, als der damalige Justizminister Heiko Maas sich per Facebook für ihren Einsatz gegen Neonazis bedankte.

Jetzt sagt Jan Gorkow: „Das ist eine verrückte Zeit, in der Menschen als Linksextremisten bezeichnet werden, die sich gegen Rechts engagieren.“

Zur Startseite