Reaktionen auf Yücel-Freilassung: Angela Merkel dankt Sigmar Gabriel
"Endlich", "überfällig", "unendlich erleichtert": Mehr als ein Jahr war Deniz Yücel in der Türkei in Haft. Nun ist der Journalist wieder frei. Das sind die Reaktionen.
Die Freilassung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel hat große Erleichterung hervorgerufen. Yücel saß ein Jahr ohne Anklage in der Türkei im Gefängnis. Anschließend wurde gegen ihn wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft verhängt. Zuletzt war aber Bewegung in den Fall gekommen. Hier die ersten Reaktionen:
Angela Merkel: Es gibt noch viele weitere Fälle
"Ich freue mich wie viele, viele andere, dass er heute das Gefängnis verlassen konnte. Ich freue mich für ihn, für seine Frau und seine Familie, die ein schwieriges Jahr der Trennung durchmachen mussten", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Sie dankte allen, die das möglich gemacht haben, und schloss in diesen Dank ausdrücklich Außenminister Sigmar Gabriel ein. Sie würdigte auch das Engagement der Zivilgesellschaft. Zugleich erinnerte Merkel an die noch in der Türkei inhaftierten Deutschen: "Wir wissen, dass es noch weitere, vielleicht nicht ganz so prominente Fälle gibt".
Gabriel dankt Erdogan, Merkel dankt Gabriel... - gehts noch? Der Mann war offenbar zu Unrecht eingesperrt. Das ist kein Grund für Dankesworte, sondern für Kritik.
schreibt NutzerIn provinzler
Bundespräsident hofft auf Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Freilassung. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte er am Freitag nach Angaben des Präsidialamts und fügte hinzu: „Ich danke allen, die während der Haftzeit Kontakt zu ihm gehalten und sich um seine Freilassung bemüht haben.“ Er wünsche Yücel, dass er bald mit seiner Familie zusammenkommen und sich von den Strapazen der Haft erholen könne. Zugleich hoffe er, dass die Freilassung „Bedingungen schafft, die zu einer Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen führen“.
Sigmar Gabriel: "Ich bin sehr froh über diesen Ausgang"
Der geschäftsführende Außenminister Gabriel sagte: "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung der türkischen Justiz. Und noch mehr freue ich mich für Deniz Yücel und seine Familie. Das ist ein guter Tag für uns alle. Ich danke ausdrücklich der türkischen Regierung für ihre Unterstützung bei der Verfahrensbeschleunigung. Ich habe in den letzten Monaten viele direkte Gespräche mit der türkischen Regierung zur Beschleunigung des Verfahrens geführt. Dazu gehörten auch zwei Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Die türkische Regierung hat immer Wert darauf gelegt, dass sie keinen politischen Einfluss auf die Gerichtsentscheidung nehmen werde. Die Unabhängigkeit der Gerichtsentscheidung war immer zentrales Anliegen in allen Gesprächen. Umso mehr freut mich die heutige Entscheidung. Zwei Menschen möchte ich besonders danken: dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavosoglu, der diese Kontakte und Gespräche und vor allem die Beschleunigung des Verfahrens deutlich gemacht hat. Und der deutschen Bundeskanzlerin für ihr Vertrauen in die Arbeit des Auswärtigen Amtes in diesem schwierigen Fall. Ich bin sehr froh über diesen Ausgang."
Justizminister Maas: "Überfällige Nachricht"
Der geschäftsführende Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kommentierte: „Das ist eine großartige und überfällige Nachricht. Jeder Tag, den Deniz Yücel im Gefängnis verbracht hat, war einer zu viel“. Maas kündigte an, die Regierung werde „weiter alles dafür tun, dass alle in der Türkei zu Unrecht inhaftierten Deutschen so schnell wie möglich freigelassen werden“.
Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) fasste sich auf Twitter kurz:
FDP-Fraktionsvize Lambsdorff: "Es gilt #freethemall"
FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff pochte auf die Freilassung weiterer Gefangener in der Türkei. „Die Freilassung Yücels ist ein positives Signal. Wichtig ist, dass seine Ausreise jetzt unverzüglich sichergestellt wird. Politisch betrachtet ist sie aus Sicht der Türkei jedoch nur ein wohlkalkulierter Schritt, um die internationale Isolation zu durchbrechen, in die Erdogan das Land manövriert hat“. Er mahnte: „Sechs weitere Deutsche bleiben inhaftiert, über 100 türkische Journalisten genauso. Sie dürfen wir nicht vergessen, es gilt #freethemall.“
Dietmar Bartsch, Linksfraktionschef : Keine schmutzigen Deals mit Ankara
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch zeigte sich erfreut über die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel: „Ich wünsche ihm viel Kraft, sein kritischer Geist wird gebraucht - in der Türkei sicher, aber auch bei uns“. Die Freude um seine Freilassung dürfe nicht vergessen machen, dass in der Türkei weiter mehr Journalisten inhaftiert seien als in jedem anderen Land. „Ich fordere die Bundesregierung auf, ihren Einfluss für die Durchsetzung grundlegender Menschenrechte in der Türkei zu nutzen und keine schmutzigen Deals mit dem Regime in Ankara einzugehen.“
Grünenvorsitzende Baerbock: "Der Kampf muss weitergehen"
Die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock äußerte sich erfreut über die Freilassung des Journalisten, forderte zugleich jedoch: „Jetzt muss der Kampf weitergehen - für die Freiheit all jener, die zu Unrecht im Gefängnis sitzen.“
Türkische Gemeinde Deutschland: "Sehr glückliche Nachricht"
Die Türkische Gemeinde in Deutschland begrüßt die Nachricht von der Freilassung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel als "sehr glückliche Nachricht" begrüßt. "Seit über einem Jahr saß Deniz Yücel unschuldig im Gefängnis", sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu am Freitag der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf. Yücel sei "ein freiheitsliebender Men„Natürlich ist das eine gute Nachricht. Ich hoffe, das böse Spiel der Türkei ist damit wirklich zuende. Es wäre aber ein bitterer Preis, wenn die Freilassung an politische und militärische Zugeständnisse der Bundesregierung, etwa bei der Panzer-Ausrüstung, geknüpft ist. Gleichzeitig ist Yücel einer von noch vielen Inhaftierten. Ich hoffe deswegen, dass der politische Druck der Bundesregierung auf die türkische Führung anhält.“
strösch, ein Journalist und kein Terrorist". "Es ist gut, dass das jetzt auch die Türkei kapiert hat", fügte Sofuoglu hinzu. Er freue sich auf die Recherchen und Berichte Yücels, wenn der "Welt"-Korrespondent wieder zurück sei.
Springer-Chef Döpfner: Solidarität unterstreicht Bedeutung der Pressefreiheit
Der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sagte: „Ich möchte allen danken, die mit unermüdlicher Energie für ihn da waren und sich für seine Freilassung stark gemacht haben - seinen Kollegen, seinen Freunden, der Bundesregierung und dort vor allem Sigmar Gabriel“. „Wir freuen uns und sind unendlich erleichtert, dass Deniz Yücel nach mehr als einem Jahr in Haft endlich frei sein wird.“
Die große Solidarität mit Yücel unterstreiche die Bedeutung von Pressefreiheit und unabhängigem Journalismus, sagte er weiter. „Sein Fall zeigt aber auch, dass wir immer wieder bereit sein müssen, beides zu verteidigen“, betonte Döpfner. „Wir wünschen heute Deniz Yücel und seiner Frau, dass sie bald die schrecklichen Monate der Haft und Trennung hinter sich lassen und die lang vermisste Zeit miteinander in Freiheit genießen können.“
Grünenpolitiker Hans-Christian Ströbele: "Einer von noch vielen Inhaftierten"
Der Grünen-Politiker, der bis zur vergangenen Legislaturperiode im Bundestag saß, sagte: „Natürlich ist das eine gute Nachricht. Ich hoffe, das böse Spiel der Türkei ist damit wirklich zu Ende. Es wäre aber ein bitterer Preis, wenn die Freilassung an politische und militärische Zugeständnisse der Bundesregierung, etwa bei der Panzer-Ausrüstung, geknüpft ist. Gleichzeitig ist Yücel einer von noch vielen Inhaftierten. Ich hoffe deswegen, dass der politische Druck der Bundesregierung auf die türkische Führung anhält.“
AfD-Chef Meuthen: Hoffentlich hat Yücel Haftzeit zur Besinnung genutzt
Die AfD hat die Freilassung begrüßt, jedoch gleichzeitig Kritik an seiner Arbeit geübt. „Ich denke, dass es die Aufgabe eines Außenministers ist, sich für deutsche Staatsangehörige, die zu Unrecht in ausländischen Gefängnissen sitzen, einzusetzen“, sagte Parteichef Jörg Meuthen in Berlin. Von daher sei es richtig gewesen, dass sich Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) um die Freilassung des Journalisten bemüht habe.
Mit Blick auf frühere Arikel Yücels fügte Meuthen hinzu: „Schön wäre ja, wenn Herr Yücel die Zeit im Gefängnis zur Besinnung genutzt hätte - das können wir nicht wissen - solche doch menschenfeindlichen, zynischen Sprüche, wie er sie in der Vergangenheit häufiger getätigt hat, nicht mehr zu bringen.“ Meuthen erwähnte konkret eine Kolumne zum Thema Geburtenschwund mit dem Titel „Super, Deutschland schafft sich ab!“, die Yücel 2011 für die „taz“ geschrieben hatte, sowie einen bösen Kommentar des Journalisten über den Buchautor Thilo Sarrazin.
CDU-Außenpolitiker Röttgen: Freilassung Yücels verbessert Beziehungen zu Ankara nicht
Die Freilassung führt nach Einschätzung des CDU-Außenpolitikers Norbert Röttgen nicht automatisch zu einer grundlegenden Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen. Er sei zwar erleichtert über das Ende der „machttaktischen Geiselnahme“ Yücels, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag am Freitagabend im ZDF. Dies mache aber wenig besser, weil Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei seinem Machtplan bleiben werde, die Türkei in ein autoritäres System zu verwandeln und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit abzubauen. Röttgen wies darauf hin, dass weitere Deutsche ohne Rechtsgrundlage in Haft säßen, ebenso wie Hunderte türkische Journalisten. (mit dpa, AFP, epd)