Saudi-Arabien: An Raif Badawi erinnern
Fast ist Raif Badawi in Vergessenheit geraten. Nachdem das oberste saudische Gericht die menschenrechtsverachtende Strafe gegen den Blogger bestätigt hat, droht ihm an diesem Freitag wieder die Auspeitschung. Unser Kolumnist möchte kotzen.
Am gestrigen Donnerstag wurde in der Berliner Tiergartenstraße vor der Botschaft Saudi-Arabiens wieder demonstriert. Es ging um Raif Badawi. Ich habe hier wegen des Schicksals von Raif Badawi schon einmal mit Max Liebermann abgekotzt. Fast hatte man Raif Badawi vergessen. Das ist nicht verwerflich oder anzuprangern oder verwunderlich. Diese beste aller möglichen Welten liefert tagtäglich so viel Material und Nachrichten, dass man aus dem Kotzen gar nicht mehr rauskommt. Aber Raif Badawi ist nur für kurze Zeit in den Hintergrund getreten. In der vergangenen Woche hat das oberste Gericht Saudi-Arabiens, natürlich im Namen Gottes, das höllische, teuflische Urteil gegen den Blogger, der nur Meinungsfreiheit will, bestätigt. Zehn Jahre Haft, 226 000 Euro Strafgeld. Und tausend Peitschenhiebe. 1000!
Die werden in Margen von 50 Hieben verabreicht. Die erste Rate bekam Raif Badawi am 9. Januar auf den Körper gedroschen. Danach war sein Körper derart geschunden, dass eine medizinische Kommission eine Aussetzung, keine Absetzung der Strafe empfahl, damit der Inhaftierte sich erst wieder erholt, um auch den nächsten Satz von 50 Schlägen lebend zu erleben. In den Wochen danach wiederholte sich die Empfehlung. Jetzt ist Badawi wieder genesen.
Es ist nicht so, dass die Welt nicht protestiert oder gleichgültig mit den Schultern zuckt. Es hat Unterschriftensammlungen gegeben, ungezählte Demonstrationen, auch haben Politiker sich für Raif Badawi eingesetzt. Es hat nur nichts geholfen, weil man nur an Vernunft appellieren, sie aber nicht verordnen kann. Erst kürzlich haben 130 Abgeordnete des Europaparlaments einen Brief des saudischen Außenministeriums erhalten. Sie hatten Anfang Mai an den saudischen König Salman appelliert. Saudi-Arabien schrieb zurück und verbittet sich eine Einmischung von außen. Auch sei die Strafe rechtens, angemessen und verstoße schon mal gar nicht gegen die Menschenrechte.
Es ist im Übrigen die gleiche Regierung, die sich keinesfalls verbittet, dass sich die Welt in ihren Handel einmischt. Saudi-Arabien ist zum Beispiel Deutschlands wichtigster Handelspartner im arabischen Raum. Deutsche Firmen erwirtschafteten in den vergangenen Jahren dort Milliarden. Der Sprecher einer dieser Konzerne sagte, dass die Auspeitschung Badawis natürlich „unerfreulich“ sei. Unerfreulich ist es natürlich auch, wenn ein Knopf am Hemd abreißt.
Gestern wurde wieder vor der Botschaft Saudi-Arabiens demonstriert. Heute, am Freitag, ist die Gefahr groß, dass Raif Badawi 50 Peitschenhiebe bekommt. Kotz.
Wie Ruth Juettner von Amnesty International dann am frühen Nachmittag über Twitter verbreitete, ist die Auspeitschung für diesen Freitag noch einmal augesetzt worden.
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