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Blick nach vorn: Hubertus Heil (SPD), Arbeitsminister.
© REUTERS

Arbeitsminister Hubertus Heil: An diesem Mann hängt das Heil der SPD

Der Anspruch an Arbeitsminister Hubertus Heil ist groß, das Potenzial auch. Hat er Erfolg, wird er für andere SPD-Schwergewichte zum Konkurrenten.

Das Missvergnügen steht ihnen nicht ins Gesicht geschrieben. Es wäre aber auch was, wenn die Spitzen-Sozis jetzt schon alle Hoffnung fahren ließen. Die Hoffnung darauf, dass ihre ruhmreiche, anderthalb Jahrhunderte alte Sozialdemokratie demnächst nicht um ihren Fortbestand bangen muss. Jedenfalls nicht um den als Volkspartei.

Denn wenn ihre Funktionäre ehrlich sind: Neun Prozent wie in Sachsen oder unter zwölf Prozent wie in Bayern – da kann von einer Partei, die das Volk in seiner Breite auch nur annähernd abbildet, nicht mehr die Rede sein.

Und wenn nun davon nicht mehr die Rede sein kann, wovon dann? Es gibt schon Genossen, die denken, die SPD solle sich auf eine „spitze Zielgruppe“ konzentrieren, wie man das heute im Marketing nennt. Also nicht mehr spitze, sondern gespitzt auf die Suche nach der Arbeit(nehm)erschaft von heute, um sich dort die Wähler von morgen zu verpflichten.

Laptop als Schraubstock

Dazu gehört, dass sich die Partei über Digitalisierung und ihre Folgen verstärkt Gedanken machen muss. Vielleicht findet sie dabei so etwas wie das Digital-Proletariat: Menschen, die von der Arbeit mit Computern und Daten leben, aber nicht als Nerds oder Entwickler neuer „Tools“, sondern als Basisnutzer. Der Laptop als Schraubstock.

Daneben soll aber die Avantgarde nicht aus dem Blick geraten. Die Konservativen, die Rückständigen, das sind doch immer die anderen, die SPD sah sich immer auch als die Fortschrittspartei. Mit ihr zieht die neue Zeit, das ist ihr altes Lied, das aber neu vertont werden muss. Und so gerät einer, der länger im Abseits warten musste, plötzlich in den Mittelpunkt: der Bundesarbeitsminister, Hubertus Heil.

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Nicht zuletzt an ihm hängt, buchstäblich, das Heil der SPD. Er muss es schaffen, die Rente zum Ausgang des Erwerbslebens zu sichern – für viele Sozialdemokraten der Ausweis der Sicherheit. Und zugleich ist Heil der Minister fürs Soziale im Aufbruch zu neuen Zeiten: Arbeit 4.0, Leben 3.0.

Der Anspruch ist enorm, die Chance auch. Da verwundert es nicht, dass andere Genossen ihn die nicht so einfach genießen lassen wollen. Davor ist die Partei, wie man sie seit einigen Jahrzehnten kennt. Heil wird sich noch einiges aus dem Off der Regierungskulisse anhören müssen; und nicht alles wird sich als abgesprochen darstellen lassen.

So ist doch klar, dass – wäre der Arbeitsminister erfolgreich – dem Finanzminister und unausgesprochenen Kanzlerbewerber Olaf Scholz ein Konkurrent erwachsen würde. Auch Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles, versteht sich. Ihre Kanzlerambition ist noch verdeckt.

Zumal diese beiden nur zu gut wissen, welches Potenzial dem Großressort für Arbeit und Soziales innewohnt, wenn man es gut führt – Nahles und Scholz sind in dem Amt Vorgänger von Heil.

Schon gar gilt das für eine Sozialdemokratie auf der Suche nach Potenzial. Wer Politik für die Mehrheit im Volk macht, der kann hoffen, neue Mehrheiten unter den Wählern zu schaffen. Und wer das dann wirklich tut, muss aber hoffen, dass man ihn in Ruhe arbeiten lässt.

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