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Kämpfer der Taliban auf einem Foto von 2008
© AFP

Taliban in Afghanistan: Alle Trümpfe in der Hand

Der Umgang des Westens mit Afghanistan taugt nicht zum Vorbild. Hinzu kommt: Wegen der Politik von Donald Trump ist der Spielraum geschrumpft. Ein Kommentar.

Lange war die deutsche Außenpolitik stolz auf die Petersberg-Konferenz zu Afghanistan, die sie Ende 2001 in Königswinter bei Bonn ausrichtete. Ziel war es damals, eine Übereinkunft verfeindeter afghanischer Gruppen über eine Zukunft des Landes nach der Herrschaft der Taliban zu finden. Als vorbildlich auch für andere Konflikte in der Welt priesen deutsche Diplomaten das Format an.

Fast 18 Jahre später steht fest: Den bisherigen Umgang des Westens mit dem Land sollte sich niemand zum Vorbild nehmen. Damals ging es um eine Zukunft ohne die Taliban. Inzwischen steht fest, dass die radikalen Islamisten in dem Land bald das Sagen haben werden – offen ist nur noch, welche Garantien sie den USA dafür geben müssen. In Kabul tagte gerade die Loya Dschirga, die große Ratsversammlung. In Katar setzten die USA und die Taliban ihre Verhandlungen über ein Ende des Krieges fort.

Doch die Abzugsankündigung von US-Präsident Donald Trump hat den Taliban alle Trümpfe in die Hand gegeben. Wenn die USA ihr Militär ganz abziehen, müssen auch die Bundeswehr und die Entwicklungshelfer gehen. Vor fast 20 Jahren war die deutsche Außenpolitik gegenüber Afghanistan kreativ und wichtig. Heute ist ihr Spielraum dank Trump empfindlich geschrumpft.

Hans Monath

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